Das Raiffeisenland rund um Flammersfeld verdankt seinem Namen dem großen Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888), der hier ab 1848 für vier Jahre als Bürgermeister wirkte und in dieser Zeit die Genossenschaftsbewegung begründete.
Raiffeisen, der zuvor drei Jahre Bürgermeister in Weyerbusch war, erkannte in seiner Flammersfelder Zeit das Leiden der Landbevölkerung, die durch Missernten oft auf Wucherer angewiesen waren. Er gründete den „Flammersfelder Hülfsverein für die unbemittelten Landwirthe“ – die erste Genossenschaft der Welt. Hier konnten die Bauern Geld ansparen, das anderen Bauern wiederum als günstiger Kredit für den Ankauf von Vieh und Gerätschaften zur Verfügung stand. Mit diesem praktischen Ansatz verhinderte Raiffeisen die Verelendung der Landbevölkerung im damals armen Westerwald.
Als weitsichtiger Politiker kümmerte sich Raiffeisen auch um die Infrastruktur der ländlichen Region. Um den Westerwald an den Rhein anzubinden, betrieb er den Bau einer Straße von Weyerbusch über Flammersfeld und Rengsdorf bis nach Heddesdorf am Rhein. Später wurde diese Straße nordwärts bis zu Raiffeisens Geburtsort Hamm an der Sieg verlängert, Diese Straße ist zu großen Teilen mit der heutigen Bundesstraße B 256 identisch und wird seit dem 23. März 1984 historische Raiffeisenstraße genannt. Neben dem Straßenbau kümmerte sich Raiffeisen auch um die Aufforstung der Wälder und den Bau der Westerwaldbahn.
Raiffeisen wurde 1818 als Sohn des Landbürgermeisters Gottfried Friedrich Raiffeisen in Hamm an der Sieg geboren und begann eine Offizierslaufbahn in der preußischen Armee. So war er u.a. ein Jahr lang Abnahmebeamter für Geschützmunition an der Sayner Hütte bei Bendorf, Durch ein Augenleiden musste er den Militärdienst quittieren und begann seine Karriere als Kommunalpolitiker: zunächst als Kreissekretär in Mayen, ab 1845 als Amtsbürgermeister in Weyerbusch, ab 1848 Bürgermeister in Flammersfeld über 33 Ortschaften, und schließlich 1852-65 Bürgermeister in Heddesdorf (heute Neuwied).
In Heddesdorf vollendete Raiffeisen nicht nur das Straßenbauprojekt, sondern gründete 1854 auch den Wohltätigkeitsverein, der 1864 in den Heddesdorfer Darlehnskassen-Verein umgewandelt wurde. Dies ist die erste Volks- und Raiffeisenbank der Welt. Heute sind den Ideen Raiffeisens folgend in 100 Ländern 500 Millionen Menschen genossenschaftlich nach dem Prinzip der Hilfe durch Selbsthilfe organisiert.
Landschaftlich wird das Raiffeisenland geprägt durch die Wied, die von Nordosten bei Obernau ins Raiffeisenland eintritt, dann zunächst südlich fließt und auf Höhe Döttesfeld nach Westen abknickt und die Lahrer Herrlichkeit ausbildet.
Von Süden läuft der Wied im Raiffeisenland der Grenzbach zu. Der 9km lange Waldbach ist die Grenze zwischen Puderbacher Land und Raiffeisenland und trennt damit auch den Landkreis Neuwied vom Landkreis Altenkirchen. In einem großen Renaturierungsprojekt wurde das Grenzbachtal wieder als ursprüngliches Wiesental zurückgebaut.
Im Grenzbachtal helfen robuste Rinderrassen die Bachaue offen zu halten. Für den Abschnitt zwischen Willroth und Linkenbach erfolgt eine Beweidung mit Galloways. Ein weiterer Abschnitt zwischen der Pleckhausermühle bis zur Wied bei Döttesfeld wird mit einer Rückzüchtung des Auerochsens beweidet, dem so genannten Heckrind. Eine Besonderheit dieser Rassen ist, dass sie nicht nur Gras, sondern auch krautige Pflanzen und junge Strauch- und Baumtriebe bis zu einem Zentimeter Stärke fressen.
Der Nordwesten des Raiffeisenlands wird vom Mehrbach gegenüber der Asbacher Hochfläche abgegrenzt. Der Mehrbach entspringt bei Werkhausen und mündet nach 22km am Kloster Ehrenstein in die Wied.
Im Unterschied zu Raiffeisen-Region – der Zusammenarbeit der Verbandsgemeinden Flammersfeld, Puderbach, Dierdorf und Rengsdorf zur gemeinsamen Entwicklung der Region – wird im Wanderatlas lediglich die 26 Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Flammersfeld als Raiffeisenland bezeichnet. Das Raiffeisenland bildet den nördlichen Teil des Rhein-Westerwalds und gehört zum Landkreis Altenkirchen.
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