Neuwied


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Das markanteste Bauwerk von Neuwied ist sicherlich der Deich. Aufgrund seiner Lage war Neuwied seit alters her besonders durch Hochwasser gefährdet, da die steigenden Fluten nicht nur vom Rhein hereinschwappten. Im Hinterland von Neuwied befindet sich ein ausgetrockneter Rheinarm - die Schleidt -, der bei Hochwasser vollläuft und so die Innenstadt quasi beidseitig in die Zange genommen wurde.

Nach mehreren verheerenden Flutkatastrophen in den 1920er Jahren wurde 1928-31 der Neuwieder Deich errichtet. Auf 2.000 Stahlbetonpfeilern mit einer bis zu 11m tiefen Spundwand wurde auf einer Länge von 7,5km der Deich erbaut. Die Deichhöhe liegt etwa 5m über dem Rheinuferweg. Für die Höhe der Deichkrone wurde ein Pegel von 11,20m (1m über dem höchsten bekannten Wasserstand von 1928) festgelegt. Der gemauerte und mit Würzburger Sandstein verkleidete Mittelteil des Damms hat drei Deichtore, die nach einem festgelegten Plan geschlossen werden. Über 75 Mal bewahrten seitdem die Deichtore die Innenstadt vor milliardenschweren Schäden.

Initiator des Deichbaus, der immerhin 200.000 Arbeitstage und Kosten von knapp 8 Mio. Reichsmark verschlang, war Ortsbürgermeister Robert Krups. Der aus Solingen stammende Mann leitete seit 1924 die Amtsgeschäfte in Neuwied und wurde 1936 von der NSDAP abgesetzt. Ihm zu Ehren errichtete die Stadt Neuwied am 10. Oktober 1984 ein Denkmal auf der Deichanlage ganz in der Nähe des Pegelturms, dem Wahrzeichen von Neuwied. Der Pegelturm ist eine reine Schmuckarchitektur. Unter ihm aber, unsichtbar im Mauerwerk verborgen, arbeitet eine Pegelanlage für den Deich.

Auf der dem Pegelturm gegenüberliegenden Seite der Deichmauer befindet sich das Deichinformationszentrum Neuwied, das Wissenswertes zu Geschichte und Technik der Hochwasserschutzanlagen ausstellt. Und da Information nicht alles ist, gibt es jeweils am zweiten Wochenende im Juli das Internationale Deichstadtfest Neuwied, zu dem über 80.000 Besucher in die Stadt am Rhein zum Feiern kommen.

Im Süden der Deichmauer streckt sich eine Schrägseilbrücke über den Rhein. Die Raiffeisenbrücke, die täglich von 35.000 Autos passiert wird, wurde 1978 eingeweiht. Die Bautechnik galt als richtungsweisend: Um den Verkehrsfluss nicht zu gefährden, wurde die neue Brücke neben der alten durch die französischen Besatz 1951 errichteten Brücke gebaut. Erst als die neue Brücke fertig war, wurde die alte abgerissen und die neue Brücke um 16,25m rheinabwärts an den Standort der alten geschoben.

Dem Namen Raiffeisen begegnet man nicht nur bei der einzigen Straßenbrücke über den Rhein zwischen Koblenz (20km südlich) und Bonn (70km nördlich). Ein eigener Raiffeisenplatz mit dem dazugehörigen Raiffeisendenkmal erinnert an den großen Sozialreformer, der von 1852-65 Bürgermeister im später eingemeindeten Heddesdorf war und 1888 in Neuwied verstarb.

Direkt am Raiffeisenplatz befindet sich das Roentgenmuseum. Es ist aus der Sammlung des 1911 gegründeten Vereins für Heimatpflege und Altertumskunde im Kreis Neuwied entstanden. 1928 eröffnet, gehört es heute mit seinen reichen Sammlungen zu den bedeutendsten Museen des Mittelrheins. Ausstellungsschwerpunkt ist die Wohnkultur des 18. und 19. Jahrhunderts und hier insbesondere die in Neuwied entstandenen Luxusmöbel der Kunsttischler Abraham und David Roentgen. Sie waren zu ihrer Zeit die Ausstatter der Oberen Zehntausend.

Das Abraham Roentgen nach Neuwied kam, lag am liberalen Umfeld. Roentgen gehörte zur Freikirche der Herrnhuter Gemeinde. Als die Herrnhuter 1750 vertrieben wurden, ließen sich 40 Gemeindemitglieder, darunter die Familie Roentgen, in Neuwied nieder. Sie gründeten das Herrnhuter Viertel, das durch einen einfachen und sehr einheitlichen Baustil noch heute beeindruckt. Das Herrnhuter Viertel erstreckt sich zwischen Langendorfer-, Friedrich-, Pfarr- und Engerser-Straße im Herzen der Stadt.

In der Pfarrstraße befindet sich auch das Wohnhaus der Familie Roentgen, das bis 1794 als Werkstatt diente. Heute ist das Haus in Privatbesitz. Ein weiteres Zeugnis der Herrnhuter Architektur ist die Brüderkirche mit ihrem schlichten Betsaal, die sich harmonisch in die Häuserzeile reiht. Einige Türen der Häuser im Herrnhuter Viertel sind noch Originalarbeiten aus den Roentgen-Werkstätten.

In unmittelbarer Nähe befindet sich der Neuwieder Marktplatz, auf dem das Standbild einer historischen Marktfrau an die Tradition der Märkte erinnert. Die Marktkirche wurde 1881-84 als neugotische Hallenkirche errichtet. Der schlanke Turmhelm fiel 1945 einem Bombenangriff zum Opfer und wurde später durch eine stumpfe Bedachung ersetzt.

Geht man vom Marktplatz an der Marktkirche vorbei weiter, erreicht man den Luisenplatz, der ebenso wie die Mittelstraße Fußgängerzone ist. Hier findet sich ein Heimatdenkmal, das auf den Namen Näiwidder Schärjer hört. Die Schärjer waren die Verladearbeiter, die Waren mit ihren Schubkarren – den Schärskaa – zum Rhein transportieren. Den Näiwidder Schärjer ist auch die heimliche Hymne von Neuwied gewidmet, die folgende denkwürdigen Zeilen im Refrain enthält: Mir sein Naiwidder Schärjer seit über dreihundert Johr, mir kennen käne Ärjer drum wären mit och net schroh“.

An den beiden Enden der Mittelstraße stößt man jeweils auf eine Kirche. Oben – rheinabgewandt – liegt die katholische St. Matthias Kirche, die 1899-1904 erbaut wurde. Abwärts zum Rheinufer hin erhebt sich an der Ecke zur Rheinstraße die Mennonitenkirche. Sie wurde 1766-68 errichtet und 1775 um ein Pfarrhaus erweitert. 1860 erhielt die Kirche ihr Glockentürmchen. Nach einem Brand wurde sie 1985 wieder aufgebaut und wird seitdem als als städtische Galerie für Ausstellungen genutzt.

In der unteren Rheinstraße findet sich mit „Die Maan“ eines der ältesten Häuser Neuwieds. Das ehemalige Brauhaus wurde 1694 errichtet. Ab 1835 hatte der Betrieb eine Schanklizenz und die jungen Burschen trafen sich zum regelmäßigen Umtrunk. Die hübschen Schankmädchen mussten sich dabei meistens energisch gegen die Avancen der jungen Herren wehren, weshalb man im Brauhaus traditionell einen „großen Korb“ – mundartlich: die Maan – erhielt. Nahe beim Alten Brauhaus, an der Ecke Rhein- und Mittelstraße, steht der um zwei Jahre jüngere wuchtige Steinbau, der bis in die 60er Jahre das Neuwieder Zollamt beherbergte.


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