Neuwied-Heddesdorf


Heddesdorf war bis 1904 eine eigenständige Gemeinde und wurde dann in die Stadt Neuwied eingemeindet. Heddesdorf wird wie die Innenstadt nicht als eigener Stadtteil geführt, sondern als Kern der Kreisstadt am Rhein.

Heddesdorf ist aus zumindest zwei Gründen historisch sehr bedeutsam: Zum einen war hier im von der Beringstraße, Dierdorfer Straße, Tannenbergstraße und Wallstraße gebildeten Geviert der Standort des Kastells Heddesdorf. Auf einer Fläche von 2,5ha waren hier etwa 500 Soldaten stationiert. Aufgrund der strategischen Bedeutung des Wiedtals wurde das Kastell Heddesdorf um 185 n.Chr. durch den Neubau des doppelt so großen Kastells Niederbieber ersetzt.

1.600 Jahre nach dem Rückzug der Römer kam dann Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der Begründer des Genossenschaftswesens, nach Heddesdorf. Von 1852-65 war Raiffeisen Bürgermeister des Amtes Heddesdorf. Er gründete den Heddesdorfer Wohltätigkeitsverein (1854), der 1864 in den Heddesdorfer Darlehnskassen-Verein umgewandelt wurde. Er ist somit die erste Volks- und Raiffeisenbank der Welt. Heute sind den Ideen Raiffeisens folgend in hundert Ländern 500 Millionen Menschen genossenschaftlich organisiert.

Wer heute nach Heddesdorf kommt, dem fällt als markantes Gebäude der so genannte Isenburger Hof ins Auge. Die Geschichte dieses Hofes ist nicht genau geklärt. Bekannt ist nur, dass das heutige Gebäude um 1740 anstelle eines mittelalterlichen Burghofs erbaut wurde und weiter Isenburger Hof genannt wurde. Von 1851 bis 1906 war der Isenburger Hof das Landratsamt, daher wird das parkähnliche Gelände rund um den Hof auch Landratsgarten genannt.

Neben dem alten Landratsamt finden sich in Heddesdorf auch einige schöne Fachwerkhäuser, vor allem in der Schmandstraße und den umliegenden Gassen. Am Kirchplatz ist noch das wahrscheinlich erste Schulhaus aus dem Jahr 1675 erhalten. Im Zentrum des Unterdorfs findet sich die Nohberschbank mit dem Pfingstreiterbrunnen.

Die Tradition der Pfingsreiter reicht mehrere Jahrhunderte zurück. Seit 1564 ist sie dokumentiert. Hintergrund ist die in der Abtei Rommersdorf betriebene Schafzucht. Da die Schäfer ihre Tier über Heddesdorfer Grund zur Wied treiben mussten, durften die Ackerknechte einmal im Jahr zur Abtei und sich den Zins in Form von gutem Essen und Wein abholen. Eine ähnliche Vereinbarung bestand zwischen Heddesdorf und Engers und wurde 1859 unter Bürgermeister Raiffeisen sogar schriftlich in den Statuen festgehalten. Noch heute wird zu Pfingsten, wenn in Heddesdorf Kirmes ist, eine Reiterdelegation zum Abholen des Zinses geschickt. A pro pos Kirmes: Die Pfingstkirmes auf der Heddesdorfer Kirmeswiese zählt zu den größten Volksfesten am Mittelrhein.

An der Wied zwischen dem Irlicher Heldenberg und dem Heddesdorfer Berg liegt die Keimzelle der heutigen Rasselstein GmbH. 1655 wurde hier erstmals eine Eisenhütte erwähnt. 1760 pachtete sie der Bendorfer Stahltycoon Heinrich Wilhelm Remy und errichtete hier das erste deutsche Blechwalzwerk. Die Rasselstein-Hütte entwickelte sich zu einem der führenden deutschen Stahl- und Walzwerke und stellte 1835 die Schienen für die erste deutsche Eisenbahnstrecke Nürnberg-Fürth her. 1842 liefert Rasselstein alle Teile für die Mannheimer Kettenbrücke. 1883 war die Inbetriebnahme der ersten Bessemerbirne in Deutschland, in den 1950er Jahren entsteht der erste Durchlauf-Glühofen Europas. Die Rasselstein GmbH betreibt heute den weltgrößten Produktionsstandort für Weißblech – allerdings auf der gegenüberliegenden Rheinseite in Andernach.


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