Mittelrheinschleife


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"Ja, so warns, die alten Rittersleut...". Wer das UNESCO Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal, zu dem auch die Mittelrheinschleife bei Osterspai gehört, auf der Wanderkarte erkundet, mag dabei dieses alte Lied vor sich hinsummen – am Rhein entlang reiht sich hier Burg an Burg: Von der Marksburg bei Braubach über Schloss Liebeneck bis hin zu den Burgruinen Sterrenberg und Liebenstein bei Kamp-Bornhofen.

Die Burgen thronen alle oben auf den steil abfallenden Rheinhängen und bieten einen herrlichen Blick ins Rheintal im Westen und auf den sich östlich anschließenden Hintertaunus. Zu Zeiten der alten Rittersleut‘ war dieser Ausblick allerdings nicht (nur) zum Genießen da – er diente der Kontrolle über die Region.

Das Gebiet um die Mittelrheinschleife entstand vor rund drei Millionen Jahren: Der Gebirgssockel des Rheinischen Schiefergebirges hob sich an; es entstanden Westerwald und Taunus. Zeitgleich gruben sich die Flussläufe von Rhein und Lahn tief in den Schiefer ein und schufen eine wildromantische Terrassenlandschaft mit steilen Hängen. Auf 350-450m ü. NN entspringen hier im Hintertaunus etliche Bäche, die bis heute in überwiegend naturnahem Zustand sind und in teilweise markanten Bachtälern westwärts dem Rhein zufließen.

Landschaftlich wird die Mittelrheinschleife stark von den sogenannten Bopparder Schlingen geprägt, die man linksrheinisch Bopparder Hamm und rechtsrheinisch Mittelrheinschleife nennt. Im Bereich der Schlingen erheben sich mächtige Hänge an beiden Flussufern, die teilweise für den Weinbau genutzt werden. Ansonsten wechseln sich an den trockenen Hängen Wälder, Wiesen und Felsen ab. Gleichzeitig werden Fluss und Flusstal hier etwas breiter und formen fruchtbare Lössterrassen. Aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen zählt der Mittelrhein zu den wärmsten Regionen Deutschlands und ist Heimat seltener Tier- und Pflanzenarten.

Das Gebiet der Mittelrheinschleife blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Die Kelten siedelten sich ab dem 7. Jahrhundert v.Chr. in diesem Bereich an. Sie nutzten bereits die Blei- und Silbererzvorkommen bei Braubach. Der Hintertaunus zählte später im Mittelalter neben dem Siegerland zur führenden deutschen Bergbauregionen. Hier lagen große Vorkommen an Bleiglanz, Zinkblende und Schiefer. Noch im 19. Jahrhundert zählte die Grube Rosenberg bei Braubach zu den ertragreichsten Blei- und Silbererzgruben.

Auch wenn der Limes nicht im Bereich der Mittelrheinschleife verläuft, sind hier doch Belege für die römische Präsenz rund um Braubach zu finden. So wurden u. a. in Braubach römische Gutshöfe freigelegt, und in Osterspai stand ein Merkur-Tempel. Auch zahlreiche Münzfunde zeugen von Siedlungen der Römer am Mittelrhein. Ab 259 n.Chr., mit dem Einfall der Alemannen und Franken, wurden diese Siedlungen aufgegeben.

Die Franken nahmen das Gebiet der Mittelrheinschleife ab 455 n.Chr. in ihren Besitz. Es begann das Mittelalter, und mit ihm die Zeit der Gaue, der Grafen und der Ritter, und später dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Bereits um 700 n.Chr. war der Mittelrhein wieder ähnlich dicht besiedelt wie zu römischer Zeit. Fränkische Siedlungen und Gräberfelder wurden insbesondere bei Braubach und Osterspai gefunden.

Gleichzeitig gewann der Rhein als Verkehrs- und Handelsweg immer mehr an Bedeutung. Entsprechend kämpften kirchliche wie weltliche Fürsten um Einfluss in diesem Bereich. Am Mittelrhein waren dies insbesondere die Erzbischöfe von Trier und die Grafen von Katzenelnbogen. Trutzburgen der Kontrahenten im Bereich des Hintertaunus waren die kurtrierischen Burgen Sterrenberg und Liebenstein bei Kamp sowie die gräfliche Marksburg bei Braubach.

Eine der wichtigsten Erwerbsquellen am Mittelrhein war der Weinbau, den schon die Römer hier betrieben. Von fränkischen Weinbergen an der Mittelrheinschleife ist erstmals um 881 die Rede. Roter und weißer Rheinwein waren im Mittelalter bereits von einer solch guten Qualität, dass unter Fürsten Weinberge als Geschenk dienten. In der heutigen Zeit ist der Weinbau zum Teil dem Obstanbau gewichen; um Osterspai und Filsen werden beispielsweise Erdbeeren und Steinobst angebaut.


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