Holzappel


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Holzappel hieß bis 1688 noch Esten. Dann kamen die Stadtrechte und mit ihnen der neue Name Holzappel. Bis 1806 war Holzappel die Hauptstadt der gleichnamigen Grafschaft, die ein eigenständiges Territorium innerhalb des Heiligen Römischen Reichs bildete. Noch heute ist Holzappel ein Mittelzentrum für die umliegenden Esterau-Gemeinden.

Wie so oft, sind im Dreißigjährigen Krieg entscheidende Dinge passiert. Nicht nur, dass hier Peter Melander zu Ruhm und Ehren und damit auch in den Besitz der Grafschaft Holzappel kam. Auch das beliebte Erholungsgebiet Herthasee hat einen Bezug zum großen Glaubenskrieg im 17. Jahrhundert. Denn bevor’s denn See gab, war hier Sumpf. Und in den führte der wackere Hannes aus Horhausen eine Gruppe brandschatzender Schweden, wobei er selbst mit unterging, aber so die heimischen Bauern schützte. Deshalb hieß das Gelände historisch immer Wackerhannes.

Um die Frischwasserversorgung der nahe gelegenen Grube Holzappel sicherzustellen, wurde 1846 ein Damm eingezogen, der aus dem sumpfigen Gelände einen See machte, der heute unter dem Namen Herthasee eine Fläche von 6ha und eine Tiefe von bis zu 10m hat. Seinen Namen verdankt der frühere Wackerhannes einem See auf Rügen, der 1907 als Namensgeber für die nun touristische Nutzung des Sees diente. Heute kommen jährlich Zehntausende Besucher zum Herthasee, um zu baden, Boot zu fahren, zu angeln oder ein Spielchen auf der Minigolfanlage zu machen.

Noch schöner als diese Aktivitäten ist aber eine Wanderung rund um den Herthasee. Und damit ist nicht die eigentliche Umrundung – ein knapper Kilometer – gemeint, sondern ein Marsch in Richtung Höchst, dem mit 443m höchstem Berg in der Esterau, der zugleich auch der Wasserspender für den Herthasee ist. Einige kleinere Wanderungen starten direkt am Herthasee und mehrere ausgewiesene Wanderwege entlang des Lahntals haben den Herthasee als Station in ihrer Wegführung.

Holzappel wurde erstmals 959 als Mittelpunkt des Gerichtsbezirks Esterau erwähnt. Seit 1198 gab es in Holzappel eine Kirche, die über viele Jahrhunderte Mutterkirche der gesamten Esterau war. Auf ihren Grundmauern am oberen Marktplatz wurde 1824-26 die heutige evangelische Kirche gebaut. In der Kirche ist der Leichnam des 1648 bei Augsburg gefallenen Reichsgrafen Peter Melander bestattet – die so genannte Melander-Gruft.

Am unteren Marktplatz steht der Bärenbrunnen. Der Bär kam mit der Heirat einer Enkelin des Grafen Peter Melander mit dem Fürsten Lebrecht von Anhalt nach Holzappel.Die Hochzeit begründete das Fürstentum Anhalt-Bernberg-Schaumburg, dem auch die Grafschaft Holzappel zugehörte. Der erste Bärenbrunnen wurde 1734 auf dem oberen Marktplatz vor Kirche und Rathaus eingerichtet. Nachdem er baufällig geworden war, errichtete man 1913 den heutigen Bärenbrunnen als Heimatdenkmal der Esterau auf dem unteren Marktplatz.

Neben dem Bärenbrunnen erhebt sich das herrschaftliche Herrenhaus zum Bären, ein dreistöckiger Fachwerkbau aus dem 17. Jahrhundert, in dem die Direktion der Grube Holzappel für einige Zeit saß. Direkt hinter dem Brunnen sticht das schön aufgeputzte Goethehaus hervor. Hier weilte der Dichterfürst 1815 bei Bergwerksdirektor Ludwig Schneider, um die Grube Holzappel zu examinieren. Goethe war neben seiner Tätigkeit als Staatsminister in Weimar von 1776 bis 1812 auch Leiter des Ilmenauer Kupferschiefer-Bergbaues und verfügte daher über große geologische und mineralogische Kenntnisse. In seinem Tagebuch lobte Goethe den „sehr unterrichteten Bergcommissär und die freundliche Bewirthung“.

Die Grube Holzappel hatte zu Goethes Besuch bereits rund 500 Bergleute im Lohn. Im Holzappeler Bergwerk, zentral zwischen Holzappel, Dörnberg und Laurenburg auf der Dörnberger Gemarkung gelegen, wurden von 1751 bis 1952 130.000kg Silber, 180.000t Blei und 360.000t Zink gefördert. Die Streckenlänge unter Tage betrug knapp 45 km. Am 10. März 1955 wurde der Förderturm des Stephanschachtes gesprengt, womit das bisherige Wahrzeichen der Grube aus dem Landschaftsbild verschwunden war. Eine sehr ergiebige und traditionsreiche Erzgrube im Lahn-Westerwald hatte damit ihr Ende gefunden.

Heute erinnert an die lange Bergbautradition das 1988 im Rathaus eingerichtete Heimat- und Bergbaumuseum Esterau. Es dokumentiert die historische Entwicklung der alten Esterau und ihre Besonderheiten in drei Abteilungen. Einmal geht es um die historische Entwicklung von Esten zur Grafschaft Holzappel. Die zweite Abteilung zeigt in der Esterau-Stube die Wohnkultur, alte Fotografien und Kinderspielzeug aus hundert Jahren. Und dann widmet sich das Museum natürlich der 200jährigen Geschichte des Erzbergbaus der Grube Holzappel. Auf dem früheren Betriebsgelände unterhält der Museumsverein den „Lehrpfad Grube Holzappel“.


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