In seinen Reisebildern schrieb Heinrich Heine 1827: „Wenn ich doch so viel Glauben in mir hätte, dass ich Berge versetzen könnte - der Johannisberg wäre just derjenige Berg, den ich mir überall nachkommen ließe.“ Ein großes Lob für einen kleinen Berg, der sich oberhalb des Elsterbachs ganz am Westrand von Geisenheim auf 182m ü. NN erhebt.
Die Geschichte des Johannisbergs reicht weit zurück. Nicht dokumentierte Legenden sprechen davon, dass es Karl der Große gewesen sein soll, der von seiner Pfalz in Ingelheim beobachte, dass der Schnee auf dem Johannisberg schneller taute als im Umland und der deshalb dort Wein anbauen ließ. Ob das stimmt, ist nicht geklärt. Sicher ist aber, dass bereits 772 ein Weingut am Johannisberg der Abtei Fulda übereignet wurde. Später kam der Johannisberg an die Mainzer Erzbischöfe, die dort ein Kloster errichten ließen.
Das Benediktinerkloster Johannisberg bestand bis 1563 und verfiel dann langsam, bis 1716 der Fuldaer Fürstabt Konstantin von Buttlar den Johannisberg kaufte und das dreiflügelige Barockschloss errichten ließ. Aus dem Kloster mit Weinberg war nun ein reinrassiges Weingut geworden. Von dem Schloss existieren noch die beiden äußeren Pavillons sowie das Hofgitter unverändert.
Innerhalb der Schlossanlage erhielt das Kelterhaus einen zentralen Platz. 1721 wurde der imposante, 260m lange Gewölbekeller vollendet, der u.a. für die Einlagerung der Riesling-Weine bestimmt war, die ab 1720 ausschließlich angebaut werden. Damit ist Schloss Johannisberg der erste geschlossene Riesling-Weinberg der Welt.
Die Fuldaer ließen das Weingut bewirtschaften, behielten sich aber das Recht vor, zu bestimmen, wann die Weinlese startete. Man schickte von Johannisberg zu gegebener Zeit einen Reiter nach Fulda, der eine Traubenprobe ablieferte und dann die Leseerlaubnis an den Rhein brachte. 1775 verspätete sich der Reiter um eine gute Woche. Die Trauben an den Rebstöcken waren schon angefault – trotzdem ließ man keltern, und es entstand die erste Spätlese der Welt. Ein Standbild im Hof von Schloss Johannisberg erinnert heute an den Rheingauer Spätlesereiter.
Nach der Niederlage Napoleons kam Schoss Johannisberg an den österreichischen Außenminister Klemens von Metternich, der den Hauptbau des Gebäudes klassizistisch umbauen und einen Park anlegen ließ. So wurde Schoss Johannisberg im 19. Jahrhunderts zu einem Ziel des aufkommenden Rheintourismus. Die Besucher tranken den berühmten Wein gleich auf der Schlossterrasse. Auch heute noch befindet sich hier der Ausschank, umgeben von Wein-Laubengängen, Feigen-Spalier und Esskastanien-Allee.
1942 wurde die alte Klosterkirche und Schloss Johannisberg durch den Abwurf einer Bombe schwer zerstört. Der Wiederaufbau des Schloss dauerte bis 1964. Die alte Klosterkirche wurde authentisch den strengen romanischen Formen des 12. Jahrhunderts rekonstruiert. Architekt Rudolf Schwarz ließ die verschütteten Pfeilerbasen freilegen, setzte die Seitenapsiden im Querhaus wieder an, ergänzte einen Vierungsturm und eine Taufkapelle am nördlichen Seitenschiff. Der Grundriss trägt Züge des karolingischen Mutterklosters Stift St. Alban bei Mainz. Heute dient die ehemalige Klosterkirche als Pfarrkirche St. Johannes der Täufer für den Geisenheimer Ortsteil Johannisberg.
In keinem direkten Zusammenhang mit dem ursprünglichen Kloster steht das 1km von Schloss Johannisberg entfernte neue Kloster Johannisberg, das 1856 als Bade- und Heilanstalt erbaut wurde. 1920 kauften Benediktinerinnen die Anlage, ließen 1928-29 eine Klosterkirche bauen und betrieben hier bis 1991 ein Altenheim. Dann kamen die Steyler Missionsschwestern, die das Kloster 2004 aufgaben. Seit 2006 nutzt ein gastronomischer Betrieb das neue Kloster Johannisberg.
Bei einem Besuch in Johannisberg fällt dem geografisch interessierten möglicherweise eine Stele mitten im Weinberg auf. Sie markiert die Position des 50. Breitengrads, der mitten durch die Rieslingreben von Schloss Johannisberg verläuft.
Kulturell interessierte Gäste werden Schloss Johannisberg als eine der zentralen Spielstätten des Rheingau Musik Festivals kennen. Tatiana Fürstin von Metternich-Winneburg, bis zu ihrem Tod 2006 Hausherrin auf Schloss Johannisberg – gehörte zu den Gründungsmitgliedern des international renommierten Rheingau Musik Festival, das seit 1988 veranstaltet wird. Die Fürstin stellte den Ostflügel von Schloss Johannisberg als Konzertsaal zur Verfügung. Dieser Saal wurde nach dem Tod ihres Mannes 1992 in Fürst-von-Metternich-Saal umgetauft. Fürst Paul Alfons und Fürstin Tatiana waren die letzten Vertreter des Hauses Metternich-Winneburg. Heute gehört Schoss Johannisberg dem Oetker-Konzern.
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