Niederwalddenkmal


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„Fest steht und treu die Wacht, die Wacht am Rhein“ – diese Zeilen wurden Hunderttausendfach im deutschen Kaiserreich gesungen, galten sie doch als inoffizielle Nationalhymne des geeinten Deutschlands. Über tausend Jahre – von 843 bis 1871 – lagen die deutschen Länder mit Frankreich im Clinch und wenn’s zu Auseinandersetzungen kam, dann am Rhein, der natürlichen Grenze zwischen beiden Lagern. 1871 schien diese Erbfeindschaft endgültig entschieden: König Wilhelm I. hatte Frankreich besiegt und ließ sich in Versailles zum deutschen Kaiser krönen.

In all diesem nationalen Überschwang musste ein Denkmal her, ein möglichst monumentales, dass die Größe dieser Ereignisse symbolisieren konnte. Man entschied sich noch 1871 am Rhein oberhalb von Rüdesheim ein solches Nationalmonument zu errichten, das Niederwalddenkmal, die aus Stein gemeißelte Wacht am Rhein, die die deutschen Soldaten zuvor so oft besungen hatten.

1877-83 wurde das Niederwalddenkmal nach Plänen des sächsischen Bildhauers Johannes Schilling errichtet. 38m hoch und 75t schwer wacht das Denkmal über dem Rhein. Obenauf steht die Germania, den Kopf leicht nach Osten gewandt mit Blick über den Rheingau. Der Sockel wird von einem Bronzerelief geprägt, der 133 Personen in Lebensgröße darstellt. Darunter sind die Textzeilen der „Wacht am Rhein“ eingemeißelt und das unterste Element des Niederwalddenkmals zeigt Vater Rhein, der das Wächterhorn seiner Tochter Mosel übergibt: Eine Metapher auf die im Krieg errungene Grenzverschiebung hin, also dass der Rhein nicht länger Grenzfluss war, da nun auch Elsass und Lothringen zum Deutschen Reich gehörten.

Als das Niederwalddenkmal eingeweiht wurde, erblühte langsam auch wieder der Landschaftspark Niederwald in alter Pracht. Er entstand im Zuge des Baus des Jagdschlosses Niederwald 1764. Zuvor hatte hier ein einsamer Gutshof gestanden, der nun einem repräsentativeren Lustschloss weichen musste.

Später übernahm das Land Hessen das Schloss und baute es zu einem Ferienheim aus. 1948 tagten auf dem Jagdschloss Niederwald die elf westdeutschen Ministerpräsidenten und brachten das deutsche Grundgesetz auf den Weg. Diese Veranstaltung ging als Niederwald-Konferenz in die Geschichtsbücher ein.

Rund um das Jagdschloss wurde bereits im 18. Jahrhundert im Sinne der Rheinromantik ein verspielter Garten angelegt, der 226ha große Landschaftspark Niederwald. Es entstanden Bauwerke wie die künstliche Ruine Rossel, die aus dem höchsten Punkt im Landschaftsgarten gebaut wurde, dem Fichtenkopf (346m). Von hier genießt man einen sehr guten Blick auf die Mündung der Nahe in den Rhein und das Binger Loch.

Nahe bei der Rossel liegt die Zauberhöhle, ebenfalls bereits um 1790 angelegt. Die Zauberhöhle ist ein ummauerter Gang von 60m Länge, dessen Wände mit glitzernden Glassteinen verziert sind. Der Gang mündet in einer Rotunde, der Zauberhütte. Auch von hier hat man eine gute Sicht direkt auf Burg Rheinstein.

Ein dritter wichtiger Aussichtspunkt im Landschaftspark ist der 1788 erbaute Niederwaldtempel. Hier blickten seinerzeit viele Größen der Zeit über das Rheintal. Zu den prominenten Besuchern des Hausherrn – Graf von Ostein – zählten etwa der Dichterfüst Goethe, sein Zunftkollege Clemens Brentano und der Meister der Klassik, Ludwig van Beethoven. 1944 durch alliierte Bomber zerstört, wurde der Niederwaldtempel im Zuge des UNESCO Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal 2006 nach historischen Vorlagen originalgetreu rekonstruiert.

Wem alle diese Aussichtsmöglichkeiten nicht reichen, der kann noch einen draufsetzen und mit dem Sessellift vom Jagdschloss Niederwald nach Assmannshausen durch die Lüfte gondeln bzw. vom Niederwalddenkmal mit einer Kabinenseilbahn nach Rüdesheim gleiten.

Falls man vor dem Durchfahren der Lüfte Angst hat, stattet man zuvor der Adlerwarte Niederwald einen Besuch ab. Seit 1968 werden in dieser privaten Einrichtung Greifvögel und Eulen gepflegt und den entsprechenden Fitness-Level vorausgesetzt wieder ausgewildert. Die Adlerwarte hat meistens um die fünfzig Greife in Pflege. Gegen eine geringe Eintrittsgebühr zur Unterstützung der Arbeit, kann man einen Blick auf die Herren der Lüfte werfen.


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