Lehrbach


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Fährt der Reisende von Amöneburg, begleitet von dem Flüsschen Klein, durch in den Vogelsberg und bewegt sich dabei entlang der B 42, kommt er auf der Deutschen Märchenstraße über Niederklein (Stadtallendorf) direkt in den Kirtorfer Ortsteil Lehrbach. Eine Busladung Touristen wäre schon nötig, um die Anzahl der Menschen für einen Moment auf 300 zu bringen, denn nur wenige Lehrbacher wohnen in dem über 750 Jahre alten Dorf.

Bevor man nach Niederklein nun das Ortsschild Lehrbach aus nordwestlicher Richtung passiert, sollte man einen Abstecher, etwa 2km nördlich von Lehrbach machen und sich in den Wald begeben, in eine Wüstung. Die Wüstung Folkershain taucht 1330 als Folkerhayn in den Amöneburger Kellereiakten auf und im Saalbuch von 1574 wird die Gegend als wüst bezeichnet. Es scheint, als seien die Bewohner weggegangen, denn die Gebäude verfielen. Von der einstigen Siedlung sind aber noch Reste zu sehen, ein Brunnen und ein Kirchfragment, das als felsiger Stumpf aus dem Waldboden in das Grün der Bäume ragt.

Dieser Lehrbacher Kirchenstumpf der Wüstung Folkertshain ist der Rest einer Kirche, die schon in der Zeit vor Bonifatius (also vor dem 7. Jahrhundert) von iro-schottischen Mönchen gebaut worden sein soll. Als freiwillige Buße übernahmen die aus Irland stammenden Mönche die Verbannung, gingen auf Mission und gründeten Klöster. Der heutige Entdecker schreitet den Boden ab und bemerkt, dass der rechteckige Hauptraum der Kirche 6,5m mal 9m misst. Ein Chorraum mit Altar ist vom Kirchenschiff abgetrennt und 4,4m mal 4,7m groß. Die ein Meter dicken Mauern sind aus Haustein, Basalt und Sandstein. Die Natur erobert sich das Gestein zurück!

Wer sich auf Ahnensuche begibt und Freude am Entdecken früherer Besiedelung und - nennen wir es Wohnkultur - hat, wandert vom Lehrbacher Kirchenstumpf aus in den Ort Lehrbach, der als Name erstmalig 1180 genannt wurde und zwar in Verbindung mit den Herren von Lehrbach. Ein Rittergeschlecht, welches 1349 die Burg Lehrbach als Mannlehen erhielt, was soviel heißt, dass der Mann der das Lehen auf Lebzeit bekam, im Tausch seine Wehrfähigkeit hergab. Vererbt wurde entsprechend der väterlichen Linie. Ob diese Wehrtätigkeiten der Grund dafür war, dass die als Wasserburg angelegte Örtlichkeit verfiel, da die Bewohner 1550 in den angrenzenden Hof zogen, mag als Vermutung stehen bleiben. Als gesichert gilt, dass die Ruine im Dreißigjährigen Krieg als Steinbruch herhalten musste, bevor sie 1901 saniert und unter Denkmalschutz gestellt wurde. Von der Burgruine Lehrbach sind noch Teile einer Ringmauer und eine Kemenate zu sehen.

In der Dorfmitte Lehrbachs steht eine 1896 im neugotischen Stil erbaute Kirche. Auffallend ist ihr schlank und hoch wirkender Turm. Wer sich für weitere Baustile interessiert, wird im kleinen Park fündig, dort steht das Schloss Lehrbach genannte Herrenhaus des Freiherr von Günderode, 1885 im Neorenaissancestil errichtet.

Fünf Mühlen gab es einst in der Gemarkung, ja, und einen Pestfriedhof, welcher immer noch zu sehen ist. Bevor sich der Wanderer zur ewigen Ruhe begibt, sollte er in Lehrbach auf jeden Fall noch eine der Mühlen in Augenschein nehmen. Die Waldmühle liegt bei der ehemaligen Wasserburg Schmitthof. Die Wasserburg wurde liebevoll renoviert, ihr Fachwerk erstrahlt wieder. Erbaut wurde sie im 16. Jahrhundert. Wasserburg Schmitthof befindet sich in Privatbesitz.


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