Canstein (Marsberg)


Ganz im Südosten des Marsberger Stadtgebiets liegt Canstein an der Mündung der Kleppe in die Orpe. Die Kleppe hat an diesem Punkt knapp 8km zurückgelegt, seit sie zwischen Wirmighausen und Vasbeck entsprang. Die Orpe wiederum ist an dieser Stelle noch ganz jung, südöstlich von Canstein liegt ihre Quelle auf 366m ü. NN. Nach 19km Strecke wird sie bei Wrexen in die Diemel münden. Die beiden markantesten Erhebungen in der Umgebung Cansteins sind der Kittenberg (383m) im Nordosten und Auf der Eulenkirche (410m). Der Eulenberg-Gipfel liegt nur wenige Schritte von der Landesgrenze zu Hessen entfernt.

Im Jahr 1125 wird die Höhenburg Canstein erstmals erwähnt, als der Mainzer Erzbischof sie erwarb. Im Spannungsfeld zwischen Kurköln und Waldeck hatte sie hoch über dem Kleppetal einige strategische Bedeutung und wurde 1342 neu befestigt. Aus dieser Zeit sind noch der Torflankenturm, ein Kellerraum und ein Teil des Untergeschosses am heutigen Unteren Schloss erhalten. Rund 200 Jahre später, um 1544, wurde die Burg im Renaissance-Stil zum Schloss Canstein umgebaut. Durch eine Erbteilung unterschied man nun auch in ein Unteres und ein Oberes Haus zu Canstein, und die jeweiligen Eigentümer waren sich nicht unbedingt grün. Mehrfach gab es Auseinandersetzungen, wer denn nun welches Tor benutzen dürfe und ähnliches. Nach einigen Besitzerwechseln ist die gesamte Anlage seit 1853 im Besitz der Freiherren von Elverfeldt.

Zwei Räume, in das Kalkgestein gehauen, sind alles, was von der alten Burg Canstein aus dem 12. Jahrhundert noch übrig ist. Den prächtigsten Anblick bietet der zweigeschossige Renaissancebau des Oberen Schlosses, an der Ostseite mit einem sehenswerten Stufengiebel versehen. Das zunächst hufeisenförmige Gebäude hatte einen nach Süden hin offenen Innenhof, den man 1920 mit einer zweigeschossigen Halle überbaute.

Das Untere Schloss liegt an der Ostseite des Burgberges in Canstein. Es besteht aus einem siebenachsigen Wohnbau, der im 18. Jahrhundert um ein zweites Obergeschoss erweitert wurde, einem hufeisenförmigen Turm und dem spitzbogigen Haupttor. Weiterhin gibt es die Remise mit ihrem markanten Zinnenkranz und den Pferdestall aus der Barockzeit. Die gesamte Anlage von Oberem und Unterem Schloss ist in Privatbesitz und nicht zu besichtigen. Doch von den umliegenden Wanderwegen hat man einen schönen Blick auf das Schloss.

Markant ist die Westfassade der Cansteiner Pfarrkirche St. Laurentius. Der klassizistische Saal, der ohne eigentlichen Kirchturm auskommt, entstand 1834-37, im östlichen Teil bildet ein halbes Sechseck seinen Abschluss. Zwei wuchtige Pilaster begrenzen die Westfassade, Halbbögen bekrönen das Portal und die Fenster. Interessant im Inneren der kleinen Kirche ist der Taufstein, der ursprünglich aus der Schlosskapelle stammt, und die Orgelempore. Ihre mit Lyren verzierte Brüstung verweist schon deutlich in die Stilrichtung des Biedermeier.

Zum Erntedankfest wird hier in Canstein ein Brauch gepflegt, den es ansonsten nur noch im benachbarten Heddinghausen gibt: das Gänseköppen. Eine (zuvor schmerzfrei getötete) Gans wird fest in Leintücher eingewickelt und so in einen geflochtenen Korb gesteckt, dass unten der Kopf herausschaut. Dieser Korb wird aufgehängt, und die Teilnehmer am Gänseköppen versuchen, mit verbundenen Augen den Hals der Gans mit einem stumpfen Säbel abzuschlagen. Wem das gelingt, der ist Gänsekönig.


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