Pfarrkirche St. Laurentius (Marmagen)


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Wenn Legenden bauliche Spuren hinterlassen, entsteht so etwas, wie die katholische Pfarrkirche St. Laurentius in Marmagen. Ein unbekannter Ritter soll im Jahre 955 die Kirche zum Dank für seine Rettung aus der Schlacht auf dem Lechfeld gestiftet haben. Der Sieg gegen die Ungarn fiel auf einen 10. August, dem Fest des heiligen Laurentius von Rom. Daher stammt eine Art Laurentius-Kult und es entwickelten sich aus dieser Zeit einige Patrozinien ihm zu Ehren.

Die Pfarrkirche St. Laurentius in Marmagen ist ein spätgotischer Bau, vermutlich an Stelle einer älteren Kirche aus dem 9. Jahrhundert. Ihr ältester Teil ist der Chorraum mit Sakristei, die heute Taufkapelle ist. Ursprünglich war die Kirche einschiffig. Sie wurde 1896 durch den Anbau von zwei Seitenschiffen erweitert und das alte Schiff niedergelegt. Übrig blieb aus der Vergangenheit zunächst auch der Westturm. 1923 war die Laurentiusirche offenbar erneut zu klein für die Gläubigenzahl in Marmagen und sie wurde um zwei Joche verlängert, wobei auch der Westturm neu errichtet worden ist.

Doch damit noch nicht genug der Veränderungen. 1955-56 erhielt St. Laurentius eine moderne Runderneuerung im Sinne der Welt-Theologie des Jesuiten Karl Rahners. Rahner, einer der bedeutenden Theologen des 20. Jahrhunderts, wirkte in Richtung der Öffnung der katholischen Theologie für das Denken des 20. Jahrhunderts. Er wagte einen theoretischen Brückenschlag von Thomas von Aquin über Immanuel Kant bis hin zu Martin Heidegger. „Die Kirche der Zukunft muss vor allem eine Kirche lebendiger Spiritualität sein“ (Karl Rahner), wird er zitiert. Und, womöglich ein anspornendes Leitmotiv für Menschen auf Wanderschaft: „Die unbequemste Art der Fortbewegung ist das In-sich-Gehen.“

Junge Künstler der Kölner Werkschule wurden für die Umgestaltung der Kirche gefunden und so sind, recht selten in der Eifel, zahlreiche moderne Kunstwerke unter diesem einen Gedanken versammelt. Traditionelle Geschichten in zeitgenössischer Ausarbeitung, was sehr gut gelungen ist, in der hellen bestuhlten Kirche. Das Laurentius-Portal wurde von Theo Heiermann geschaffen. Laurentius gilt als Märtyrer, der auf einem Rost hingerichtet wurde, weil er den Kirchenschatz, dessen Verwalter er war, nicht an den neuen Kaiser herausrücken wollte und ihn stattdessen an die Armen und Kranken verteilte.

Der spätgotische Hochaltar mit Altarkreuz von Klaus Balke ist recht reduziert. Dabei ist die Kreuzdarstellung von einer bewegenden Dynamik. Die Darstellung des Sterbenden ergreift und hat nur wenig mit der statischen Demut manch alter Kreuzigungsszenen zu tun. Der gleiche Künstler hat auch die Orgel mit den musizierenden Engeln gestaltet. Auch sie sind von einer besonderen Dynamik, locker umschweben sie die Orgel und wirken schon fast verspielt beim Spielen ihrer Instrumente.

Außen findet sich das Teufelsfenster an der Westwand von Titus Reinarz, dessen Namen man häufiger in der Region begegnet. Das Teufelsfenster zeigt zwei verschlagene Figuren, die nicht hinein kommen in das Gotteshaus und am Rand des runden Gucklochs irgendetwas auszuhecken scheinen.

Benachbart liegt das Pfarrhaus in der Kölner Straße. Die Zachäustafel stammt auch von Titus Reinarz. Das Basaltrelief an der Straßenfront wurde im Stil der Eifeler Takenplatten erarbeitet und zeigt die Szene aus dem Lukas-Evangelium, wo der kleine Zöllner auf einen Baum klettert, um Jesus zu sehen.

Die St. Laurentius Kirche in Marmagen ist Heimat des Kirchenchors Marmagen und der ist seit 1992 Veranstalter der überregional bekannten Marmagener Chorkonzerte. Aufgeführt werden dabei nicht nur kirchliche, sondern auch weltlich Chorstücke. In Kooperation mit der Hochschule für Musik Köln wurden schon Lortzings Zar und Zimmermann, Mozarts Zauberflöte und Humperdincks Hänsel und Gretel in Marmagen aufgeführt.


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