Nassau (Lahn)


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1348 bekam Nassau an der Lahn durch Kaiser Karl IV. die Stadtrechte verliehen und von da an war Nassau gut 600 Jahre Amts- und Gerichtsstand für das Umland. Mit der Errichtung einer Wasserheilanstalt 1856 begann Nassau sich dann zum Fremdenverkehrs- und Kurort zu wandeln, bis die Stadt 1945 bei einem Bombenangriff zu 80% zerstört und auch das bekannte Kurhaus Bad Nassau bis auf die Grundmauern eingeäschert wurde.

Der Ortskern der in den 1950er Jahren aufwändig sanierten Kleinstadt an der Lahn befindet sich auf der Westerwaldseite, also rechts der Lahn. Von hier hat man fortwährend den Stammsitz des Hauses Nassau – die Burg Nassau – auf dem Burgberg im Blick, der links der Lahn im Taunus liegt. Zwischen Westerwald- und Taunusseite wechselt man über die Kettenbrücke. Sie war bei Errichtung 1828 eine der ersten eisernen Brücken in Deutschland und wurde im Baustil oft kopiert. Die heutige Hängebrücke ist ein Neubau, der 1926 errichtet worden ist.

Von der Kettenbrücke aus erreicht man auf der Westerwaldseite von Nassau an der Lahn zunächst die mittelalterliche Stadtkirche. Die Wurzeln dieses evangelischen Gotteshauses – auch Johanniskirche genannt – lassen sich bis ins frühe 11. Jahrhundert zurückverfolgen. Die ältesten heute noch erhaltenen Bauteile am Turm stammen aus dem 12. Jahrhundert. Von diesem Turm ruft seit 1480 die Marienglocke die Gemeinde. Sehenswert sind die zehn an den Innenwänden aufgestellten Bildgrabsteine. Direkt neben der Johanniskirche liegt das ehemalige Pfarrhaus, ein verputztes Fachwerkhaus mit spätgotischem Kern und einem reich verzierten Giebel zur Kirche hin.

Hält man sich an der Kirche rechterhand, erreicht man die Hintergasse, an der Reste der südlichen Stadtmauer zu sehen sind, die aus dem 14. Jahrhundert stammen. Durchläuft man die Hintergasse, erreicht man den Grauen Turm, auch Grafenturm genannt. Er bildet die Südostecke der Stadtbefestigung und diente 1600-1659 einer grausamen Justiz: Turmstrafe, Verhör und Folterung der „Hexen“ vor ihrer Hinrichtung auf dem „Hexenkippel“ nahe der Hohelei.

Zurück durch die Hintergasse erreicht man den Pont-Chateau-Platz unterhalb der Stadthalle. Der Brunnen erinnert an die Begründung der Städtepartnerschaft zwischen Nassau und der französischen Stadt Pont-Château in der Bretagne im Jahre 1975.

An der Westseite des Platzes liegt das Rathaus. Es ist eines der schönsten Fachwerkrathäuser Deutschlands. Erbaut wurde es 1607-09 als Landsitz der Familie vom Stein. 1701 fiel das Anwesen an die Familie von Adelsheim, daher auch der Name Adelsheimer Hof. Der dreistöckige Prachtbau zeigt an Eckbalken und Erkern ein ungewöhnlich reich verziertes Schnitzwerk. Seit 1912 ist der Adelsheimer Hof Rathaus der Stadt und seit 1972 auch der Verbandsgemeinde. Zuvor diente der Adelsheimer Hof als städtische Realschule.

Direkt hinter dem Rathaus erhebt sich das Stadtschloss von Nassau, das so genannte Steinsche Schloss. Es ist Familiensitz der Reichsritter vom Stein und Geburtshaus des großen Reformers Heinrich Friedrich Karl vom Stein. Zusammen mit Karl August Fürst von Hardenberg legte Freiherr vom Stein die Grundlage für die Erneuerung des Staatsbildes nach der preußischen Niederlage 1806 gegen Napoleon. Den Stein-Hardenbergschen Reformen ist der Einzug von Gleichheitsgrundsätzen und das Gedankengut der Aufklärung in Deutschland zu verdanken. In gewisser Weise also der Startpunkt für „ein bißchen Demokratie wagen“ in der ständisch geschichteten Aristokratie.

Vorgängerbau des Steinschen Schlosses war ein Zehnthof, den die Familie vom Stein bereits im 14. Jahrhundert in ihrem Besitz hatte. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges verlegte die Familie ihren Sitz von der Burg Stein auf der Taunusseite in die Stadt. 1621 war der Hauptbau im Stil der Spätrenaissance fertiggestellt. 1755 wurden zwei barocke Flügel angebaut. Heinrich Friedrich Karl vom Stein beauftragte den Baumeister Johann Claudius von Lassaulx mit einer Erweiterung zum Gedenken an die Befreiungskriege. Darauf wurde 1815-16 ein achteckiger, neugotischer Turm zugefügt. Heute befindet sich das Schloss im Besitz von Steins Nachfahren in weiblicher Linie, den Grafen von Kanitz.

Hinter dem Steinschen Schloss liegt der Kurpark Nassau, der parallel zur Lahn verläuft und eine Art Naherholungsgebiet ist mit Minigolf-Anlage, Freiluft-Schach und Ruhebänken. Kehrt man über die Emser Straße zurück ins Zentrum passiert man den Eimelsturm, ebenfalls ein Teil der früheren Stadtmauer, der das Emser Tor – den westlichen Ausgang – schützte. Im Erdgeschoss des Eimelsturms befindet sich seit 1959 eine Gedenkhalle für die Opfer der beiden Weltkriege und der Naziherrschaft. Kurz nach dem Eimelsturm kommt man am Budesrushaus vorbei. Dies ist ein originalgetreuer Nachbau von dem Haus, in dem 1690 der Gründer der Buderuswerke in Wetzlar geboren worden ist.

Am letzten Wochenende im September lädt Nassau an der Lahn – einer Tradition von 1912 folgend – zum Michelsmarkt. Über vier Tage wird weniger gemarketendert, als vielmehr mit Musik und geistigen Getränken gefeiert. Visueller Höhepunkt ist das Feuerwerk, das montags von der Burg Nassau aus abgebrannt wird.


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