Wandern macht Spaß. Das gilt aber nur für diejenigen, die nach einer langen Tour noch mit munteren Schritten in die Gaststube einkehren oder die eigene Haustür aufschließen können. Es gibt auch die anderen Wanderer: Die, die schon wenige Kilometer nach Start jedes Staubkörnchen unter dem Fußballen spürten, sich seither fragen, wie viele Hautschichten sich eigentlich an der durchschnittlichen Ferse befinden und wie lange es dauert, bis der Bluterguss am Hinterteil abebbt, nachdem die ungewollte Rutschtauglichkeit der Schuhe unter Beweis gestellt werden musste.
Fakt ist: Wer wandert, der braucht gute Wanderschuhe. Leider - oder zum Glück – gibt es dieser Gattung viele. In allen Preisklassen, Formen, Stilen, Designs und natürlich Marken. Aber was ist bei Wanderschuhen wirklich wichtig und wie viel Geld sollte allgemein investiert werden?
Welche Faktoren bestimmen den Preis eines Wanderschuhs?
Dass die Marke des Schuhs den Preis mitbestimmt, ist klar. Aus diesem Grund wird dieser Punkt nachfolgend auch eher ignoriert, denn markenbewusste Wanderer wissen, welche Hersteller gut sind und diejenigen, die auch No-Name kaufen, finden qualitativ sicher nicht schlechte Modelle. Wichtig ist kein Zeichen auf dem Schuh, sondern, wie es um den Schuh bestellt ist:
- Nutzung – tatsächlich ist es die Nutzung, die über den richtigen Wanderschuh entscheidet. Wandern ist eigentlich nur ein Überbegriff über verschiedenste Varianten: Die einen fahren hoch in die Berge und wandern und klettern über Geröll und Steine, gerne auf steilen oder abfallenden Pfaden. Die anderen wandern im Tal, nutzen liebend gerne befestigte Wanderwege oder Radwege. Andere bevorzugen Wälder und Quer-durchs-Feld-Wege, was wiederum ganz anderen Ansprüche an den Schuh stellt.
- Qualität – sie sollte in allen Bereichen gut sein. Besonders wichtig ist das atmungsaktive, aber auch stabilisierende und – teilweise – wasserfeste Material. Von luftundurchlässigen Kunststoffmaterialien ist abzusehen, denn sie führen bei längeren Wanderungen dazu, dass die Füße kochend heiß werden. Ein Augenmerk betrifft immer die Nähte: Sind diese gut verarbeitet oder gibt es Lücken? Stehen gar Fäden an den Nähten ab? Wie verhält es sich mit den Nähten im Schuh? Das sind die tückischen Blasenverursacher.
- Sohle – sie sollte biegsam sein und möglichst zusätzlich feste Nähte an den Knickstellen zum eigentlichen Schuh haben. Ein gutes Profil ist immer vorteilhaft, doch steigt die Anforderung an die Sohle mit dem Gelände.
- Fütterung – hier kommt es darauf an. Gut ist ein herauslösbares Innenfutter, damit dieses getrocknet und gereinigt werden kann. Sinnvoller ist, auf eine feste Fütterung zu verzichten und stattdessen mit ausgewählten Socken zu arbeiten.
- Größe/Passform – wie steht es um die eigenen Füße? Die wenigsten Menschen haben identische Füße, was sich auch in verschiedenen Größen ausweist. Oft ist ein Fuß eine halbe Nummer größer. Dies muss beim Kauf berücksichtigt werden, allein unter dem Gesichtspunkt, dass Wandersocken meist dicker sind und im Winter auch mal ein zusätzliches Paar Thermosocken getragen wird. Die Passform kann aus der Ferne nicht beurteilt werden. Der Schuh muss dem jeweiligen Fuß passen.
Beim Kauf von Wanderschuhen kann eine Laufanalyse vor Ort helfen, gerade dann, wenn bislang weder Lauf- noch Wanderschuhe gekauft wurden. Es hilft nichts, sich an anderen zu orientieren. Der Wanderschuh, der der besten Freundin perfekt passt, kann bei einem selbst zu Problemen führen.
Was ist beim Kauf von Wanderschuhen zu beachten?
Stets sollten sich Onlinekäufer vor betrügerischen Shops und Händlern vorsehen. Eine gute Handhabe ist, den Rechnungskauf zu wählen, denn die Rechnung wird erst fällig, wenn die Ware ankommt. Das ist auch unabhängig von Fakeshops bei Wanderschuhen nützlich:
- Retoure – die Bestimmungen rund um die Retoure sollten unbedingt gelesen werden. Wanderschuhe müssen daheim in der Wohnung getestet werden. Was sagt der Händler zu diesem Vorgang?
- Testmodelle? – spezialisierte Onlineshops bieten teilweise die Möglichkeit, ein Testmodell des interessanten Schuhs zu erhalten. Dieses kann auch über eine längere Zeit ausprobiert werden.
Bewertungen lassen sich nur nutzen, wenn es um die Bewertung des Händlers geht. Die Bewertungen zu den Schuhen können nur dazu genutzt werden, um die allgemein Qualität zu erahnen oder zu wissen, ob die Schuhe eher groß oder klein ausfallen. Jegliche Bewertungen zur Passform sind für den Einzelnen untauglich, das der Rezensent völlig andere Füße besitzt.
Wie viel muss man für gute Wanderschuhe anlegen?
Die Preisspanne ist groß. Es gibt online durchaus Wanderschuhe für 20,00 Euro, aber auch welche, die die 900-Euro-Marke übersteigen. Ob das teure Modell zum eigenen Fuß und dem Laufstil passt, ist nicht sicher. Grundsätzlich gilt:
- Ein guter Schuh – hat seinen Preis. Das trifft auf Wanderschuhe zu, wobei das Prädikat ›Gut‹ hierbei von der Qualität, Beschaffenheit und der perfekten Passform bestimmt wird. Letzteres lässt sich nur selbst testen.
- Kein Inseldenken – viele Menschen, die das Wandern mal testen wollen, möchten nicht viel in gute Schuhe investieren. Sie wissen schließlich nicht, ob sie häufiger wandern. Diese Denkweise ist falsch, denn anders als beispielsweise Fußballschuhe, können Wanderschuhe auch in anderen Situationen genutzt werden. Macht das Wandern keine Freude, sind es perfekte Schuhe, um mit dem Hund im Herbst zu laufen. Auch für die Gartenarbeit in schmuddeligen Zeiten eignen sie sich. Selbst zum Schneeräumen sind Wanderschuhe notfalls perfekt.
- Passform statt Marke – Läufer wissen, dass ein Modellupdate ihres Sportschuhs dazu führen kann, dass das ›verbesserte Modell‹ für sie nicht mehr tragbar ist. Und auch die beworbenen Schuhmarken passen manchmal einfach nicht zum Fuß. Auch Wanderer sollten die Passform und Qualität jeder Marke vorziehen.
Fazit – Wanderschuhe nicht für einen Augenblick kaufen
Wanderschuhe haben eine wunderbare Eigenschaft: Sie lassen sich in den unterschiedlichsten Situationen im Leben nutzen. Daher lohnt es sich, wirklich in gute und passende Schuhe zu investieren. Nicht jeder wandert regelmäßig, doch mit den bequemen Wanderschuhen machen auch Spaziergänge im Wald oder im Winter Spaß. Viel wichtiger als Preise, Marken oder Stile sind wirklich die Punkte Passform und Terraineignung. Wer in den Alpen hoch oben am Berg wandert, der braucht völlig andere Schuhe als der Wanderer in der Lüneburger Heide. Was beide Wandertypen jedoch gemein haben ist, dass unpassende Schuhe ein Albtraum sind.
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