Der Herbst hat den Ruf, mit wechselhaftem Charakter zu überraschen. Kaum fallen die ersten Blätter, stellt sich die Frage, ob die kommenden Wochen nach warmen Spaziergängen im bunten Laub verlangen oder ob sich das Zuhause mit Tee, Decke und Kerzenschein in eine gemütliche Zuflucht verwandelt. Im Jahr 2025 ist die Neugier besonders groß, denn die Wettermodelle klingen fast zu schön, um wahr zu sein.
Die ersten Prognosen deuten klar auf einen ungewöhnlich milden Herbst hin. Im September liegt die Temperatur laut ECMWF-Modell deutlich über dem langjährigen Schnitt, ganze 2,7 Grad wärmer soll es werden. Das klingt nach spätsommerlichen Tagen, die beinahe noch an den August erinnern. Dazu kommt, dass Regen eher Mangelware bleibt, rund 39 Millimeter weniger als im Durchschnitt.
Auch im Oktober setzt sich der Trend fort, mit einem Plus von etwa zwei Grad und abermals geringeren Niederschlägen. Selbst der November hebt sich ab, mit 3,7 Grad über dem Mittel und rund 44 Millimetern weniger Regen. Damit lässt sich eher auf trockene Spaziergänge hoffen als auf graues Schmuddelwetter.
Die NOAA sieht den Herbst ebenfalls auf der milden Seite, rechnet jedoch mit etwas mehr Regen im September und Oktober. Beide Modelle stimmen dennoch in einem Punkt überein, die klassischen Herbststürme mit Dauerregen bleiben wohl eher die Ausnahme.
Die Entscheidung, ob es nach draußen geht oder ob die Stube lockt, dürfte in diesem Herbst besonders schwerfallen. Mildes Wetter lädt dazu ein, die letzten warmen Tage auszukosten, durch raschelndes Laub zu stapfen und die klare Luft zu genießen.
Gleichzeitig lockt die häusliche Gemütlichkeit, die sich durch Anpassungen wie Möbelfarbe oder dekorative Herbslemente noch weiter verfeinern lässt. Kerzen, warme Getränke, Bilderrahmen mit gemütlichen Herbstmotiven und ein gutes Buch schaffen Momente, die genauso wertvoll sind wie ein Spaziergang im Wald. Am Ende ist es die Mischung, die den Reiz ausmacht, tagsüber Sonne tanken und abends den Rückzug in die eigenen vier Wände antreten.
So eindeutig die modernen Vorhersagen klingen, so widersprüchlich zeigen sich traditionelle Deutungen. Der 100-jährige Kalender spricht vom Altweibersommer im September, malt aber im Oktober ein Bild von kühlen und stürmischen Tagen. Ende des Monats soll sogar Frost einsetzen, begleitet von ersten Schneeschauern. Bauernregeln wie „Ist der Oktober warm und fein, wird es ein scharfer Winter sein“ halten diese Szenarien lebendig. Ob sie eintreten, bleibt fraglich, doch sie erinnern daran, dass der Herbst nie völlig berechenbar ist.
Ein weiterer Blick lohnt sich auf die Landkarte. Im Süden Deutschlands halten sich milde Temperaturen meist länger, im Norden schlagen Wind und Regen dagegen schneller zu. Goldene Laubwälder prägen eher den Süden, während an der Küste graue Wolken und kräftige Böen dominieren. Gerade diese Gegensätze machen den Herbst spannend, denn sie sorgen dafür, dass sich jede Region anders anfühlt und eigene Stimmungen hervorbringt.
Langfristprognosen liefern Trends, doch sie bleiben unsicher. Modelle wie ECMWF und NOAA beruhen auf Daten, die großräumige Entwicklungen abbilden. Lokale Schauer oder Kälteeinbrüche lassen sich damit nicht exakt voraussagen. Bauernregeln beruhen auf Beobachtungen vergangener Jahrhunderte und liefern daher eher Tendenzen als präzise Vorhersagen. Der Herbst bleibt trotz moderner Technik ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten, in dem Überraschungen stets möglich sind.
Die Aussichten für den Herbst 2025 deuten auf Wärme und Trockenheit hin, ergänzt um einzelne widersprüchliche Stimmen aus der Tradition. Ob das Wetter zu Wanderungen in Tirol oder dem Bayerischen Wald einlädt oder zu gemütlichen Stunden daheim, bleibt am Ende weniger eine Frage der Prognose als der Stimmung, die dieser besondere Abschnitt des Jahres mit sich bringt. Der Herbst zeigt, dass beides Platz hat, goldene Tage draußen ebenso wie behagliche Abende in den eigenen vier Wänden.