Orientieren lernen - auch ohne Smartphone


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Ein Smartphone erleichtert vieles. Und in manch einer Situation kann man sich kaum noch vorstellen, wie man ohne dieses praktische Gerät ausgekommen ist. Gerade deshalb kann es auch so spannend sein, das Smartphone einmal links liegen zu lassen und bewusst auf die moderne Technik zu verzichten – wie beim Wandern.

Sich ohne Online-Kartendienst oder Wander-App zu orientieren, mag zunächst nach einer großen Herausforderung klingen, macht aber richtig Spaß und lässt sich lernen. Wie genau das funktioniert und welche Methoden dabei helfen, wird im Folgenden erklärt.

Equipment zur Orientierung: der gute alte Kompass

Wandern ohne Smartphone kann nicht nur Spaß machen: Wer sich ohne Smartphone zu orientieren weiß, der ist auch nicht aufgeschmissen, wenn er mitten im Wald keinen Empfang hat oder der Akku schwächelt. Mit einem klassischen Kompass hat man diese Probleme beispielsweise nicht. Einen Kompass kann man problemlos online kaufen. Auf krone.at wurden verschiedene Kompassmodelle getestet, so dass sich Interessierte eine fundierte Meinung bilden können.

Doch wie lässt sich Kompass lesen und was gibt es bei der Nutzung eines Kompasses zu beachten?

Bei Kompassen lässt sich unter anderem zwischen einem Marschkompass und einem Lineal-Kompass unterscheiden. Der Marschkompass zeichnet sich durch seine Robustheit aus. Der Lineal-Kompass ist vor allem zu empfehlen, wenn man mit Kompass und Karte wandert.

Für das Lesen eines Kompasses ist es wichtig, seinen Aufbau zu kennen. Ein Kompass besteht aus:

Wandern mit Kompass und Karte

Zum Wandern mit Kompass gehört auch eine gute Wanderkarte. In der Regel ist der obere Rand der Karte der geographische Norden. Zudem findet sich auf allen Karten eine Markierung, die die Himmelsrichtung Norden anzeigt. Der erste und wichtigste Schritt beim Wandern mit Kompass und Karte ist, die Karte einzunorden – oder anders ausgedrückt, die Karte in Übereinstimmung mit der Umgebung auszurichten.

Ziel ist, mit der Karte in der Hand so zu stehen, dass der Norden der Karte auch tatsächlich in nördliche Richtung zeigt. Denn nur so kann die Karte mit der Umgebung und den Wegen abgeglichen werden. Zu diesem Zweck heißt es, den Kompass so an der Karte auszurichten, dass Karte und Norden der Kompassrose in die gleiche Richtung zeigen. Karte und Kompass werden nun zusammen so lange gedreht, bis die Ausrichtung der Magnetnadel mit der Nordmarkierung übereinstimmt. Nun heißt es, Ausgangspunkt merken und los geht’s.

Es lohnt sich übrigens, bei der Wanderkarte auf einen guten Maßstab zu achten. Je genauer die Karte, umso leichter fällt die Orientierung. Besonders geeignet zum Wandern sind topographische Karten. Denn diese geben die Umgebung nicht nur als flache Oberfläche wieder, sondern zudem wichtige Informationen zur Beschaffenheit der Umgebung. Wälder, Höhen, Täler und Sümpfe sind hier kenntlich gemacht.

Orientierung an der Sonne

Das Schöne am Wandern ohne Smartphone? Man ist viel mehr drin in der Natur, viel weniger abgelenkt. Wer alle paar Meter das Handy zückt, um sich zu vergewissern, ob er noch auf dem richtigen Weg ist, kann leicht etwas verpassen: Vor allem, wenn er dann noch schnell die Nachricht liest, die gerade eingetroffen ist oder rasch ein Foto macht. Beim Wandern ohne Smartphone liegt der Fokus ganz und gar auf der Umgebung. Das ist besonders dann der Fall, wenn man natürliche Gegebenheiten selbst als Orientierungspunkt nutzt, wie bei der Orientierung anhand der Sonne. Denn nicht nur der Kompass, auch der Stand der Sonne kann dir eine Orientierung über die Himmelsrichtungen geben. Hierfür braucht man lediglich eine Uhr als Hilfsmittel.

In unseren Breitengraden geht sie Sonne in östlicher Richtung auf und wandert dann immer weiter Richtung Westen. Wer weiß, wie spät es ist, kann sich demnach ungefähr an der Sonne orientieren. Mit Hilfe einer Armbanduhr geht es sogar noch genauer. Der kleine Zeiger der Uhr wird auf die Sonne ausgerichtet. Dann wird die halbe Entfernung zwischen kleinem Zeiger und der Zwölf genommen: vormittags im Uhrzeigersinn, nachmittags gegen den Uhrzeigersinn. Dieser Punkt zeigt an, wo Süden liegt.

Wege wiedererkennen: Darauf ist zu achten

Im Laufe der Wanderung ohne Smartphone orientiert man sich am besten anhand der Karte und bestimmter Landmarken wie Brücken, Gipfelkreuzen und Sendemasten – Orientierungspunkte, die sich auch auf der Karte finden lassen. Wenn man unterwegs nicht mehr genau weiß, wo man sich befindet, kann man auch wieder den Kompass zu Hilfe nehmen und sich zum Beispiel durch eine Kreuzpeilung wieder auf Kurs bringen. Für die Kreuzpeilung wird zunächst die Karte eingenordet. Anschließend sucht man sich mindestens zwei markante Landmarken, die mit dem Kompass angepeilt und deren Richtungen bestimmt werden. Die Richtungslinien werden auf der Karte eingetragen. Der Schnittpunkt der Linien ist der eigene Standort.

Natürlich kann man es auch halten wie Hänsel und Gretel, um zumindest den Rückweg immer wieder zu finden und selber Wegmarkierungen setzen – aber bitte keine Brotkrümel. Alle wissen, wie die Geschichte ausgegangen ist. Außerdem sollten die Markierungen im Einklang mit der Natur sein. Die leere Plastikflasche als Markierung abzustellen ist natürlich ein No-Go. Eine Markierung mit Kreide an einem Stein ist da schon besser geeignet.

Fazit: Nicht immer blind auf die Technik verlassen

Wandern ohne Smartphone macht Spaß und gelingt mit etwas Übung und dem richtigen Equipment ganz leicht. Ganz nach dem Motto: „Zurück zur Natur“ lässt sich so eine besondere Erfahrung machen. Und wer sich zu Anfang noch etwas unsicher fühlt, kann das Smartphone ja für alle Fälle mitnehmen.

Bildnachweis: Von Aaron Burden [Lizenz] via unsplash.com


Dieser Artikel ist im Ressort Wanderratgeber erschienen.
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