Heraklion-Spaziergang

Es ist keine Wanderung in dem Sinne. Es kann eine Zeitreise im Gewand eines Spaziergangs werden. Man sollte sich diese Zeit für Heraklion auch nehmen, weil es so vieles zu entdecken gibt: Hafenfestung Koules, venezianische Baukunst, italienische Renaissance, Agios-Titos-Kirche mit Reliquie, im Wandel der Machthaber und Religionen, Museen, Aquarium und Sandstrände. Heraklion gilt als die viertgrößte Stadt Griechenlands mit gerundet 180.000 Einwohnern.

Wir starten am Hafen von Heraklion und bekommen schon hier viel zu sehen. Gegenüber ist der Luna-Park Katerina mit kleinem Riesenrad für Kinder. Beim Kreisel und der rostigen Boje halten wir uns linkerhand, queren die Leof. Nearchou, kommen an einem Theater vorbei, an einem knorrigen Olivenbaum und in eine Grünanlage mit Bänken und Skulptur. Der nächste Kreisel gleicht einem großen Swimmingpool. Wir halten uns erneut links und folgen dem GPS ins stadtkernige Gewusel, leicht ansteigend. Dort ist das Archäologische Museum. Wir wandern einen Bogen und kommen zum großzügig angelegten Platz der Freiheit, Plateia Eleftherias, mit alten Bäumen und einem Denkmal für einen unbekannten Soldaten.

Durch eine recht geschäftige Straße mit parkenden und fahrenden Autos, Bussen und Rollern danken wir dem GPS, dass es uns zum Platz mit Morosini-Brunnen und zahlreichen Cafés leitet. Der Brunnen auf dem Löwenplatz, Platia Liontarion, wurde 1628 vom General Morosini beauftragt. Er zählt zu den bekanntesten venezianischen Brunnen von Heraklion und diente im Grunde eher dem praktischen Zweck des Wasserschöpfens als der Beschaulichkeit. Auf den Becken sind einige Mythen im Relief. Der Treffpunkt schlechthin.

Weiter schlendern wir durch die Fußgängerzone. Rechterhand ist das Kulturdenkmal der Venezianischen Loggia (1628) mit den Bögen auf zwei Stockwerken, heute mit Rathaus im rückwärtigen Teil. Heraklion blickt zurück auf Minoer, Araber, Byzantiner, Venezianer, Osmanen, Autonomie und Anschluss an Griechenland. Es folgte Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und danach ungeordneter Wiederaufbau. Als das ist in den Mauerritzen.

Bei der Loggia lohnt ein Abstecher hinter das Haus. Die Agia Titos Kirche hat auch viel erlebt. Möglicherweise hielt sich 55n Chr. Paulus mit seinem Begleiter Titos hier auf Kreta auf. Paulus weihte Titos zum ersten Bischof von Kreta. Seine vergoldete Schädelreliquie wird in dieser Kirche aufbewahrt, die vom Bautyp her nach Mekka ausgerichtet ist. Sie hat eine Kuppel und darauf ein Kreuz. Auch das Innere ist unbedingt sehenswert.

Wir kommen zum Kreisel mit den Delfinen und sind am venezianischen Hafen, schauen zum Festungsbauwerk auf der langen Mauer. Die Hafenfestung Koules stammt aus dem 16. Jahrhundert und an den Bau schließt sich die Hafenmauer bis zum Leuchtturm an. Wer im Hafen andocken wollte, musste durch diese hohle Gasse, sozusagen. Vom Hafen ist es nicht mehr weit bis zum Ausgangsort. Wir haben es nicht eilig.

Bildnachweis: Von Taxiarchos228 [FAL] via Wikimedia Commons