Eine polarisierende Brille hilft beim Wandern


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Im Gegensatz zu einer normalen Brille genießen Sonnenbrillen oftmals ein Schattendasein. Millionenfach werden billige Sonnenbrillen vor allem in den sonnigen Urlaubsländern angeboten. Viele mögen denken: „Sonnenbrille ist gleich Sonnenbrille“. Leider ist dem nicht so, es sei denn, seine Augen sind einem egal.

Besonders beim Wandern müssen die Augen optimal geschützt sein, da viel Sonnenlicht direkt auf die Augen fällt oder passiv reflektiert wird (Berge, Schnee, Wasser etc.)

Eine gute Sonnenbrille muss gewisse Anforderungen erfüllen, dazu gehört auch die polarisierende Brille.

Was ist bei Sonnenbrillen die Polarisation?

Jeder Fotograf kennt Polarisationsfilter. Sie blenden Spiegelungen aus und erhöhen den Kontrast. Die Frage ist: „Gilt das auch für polarisierte Brillen“? Wie funktioniert es, erfüllen sie ihren Zweck und benötigt man so etwas wirklich?

Bis zu einem gewissen Grad kann sich das Auge auf wechselnde Helligkeiten einstellen. Kommt der Mensch gegen die Helligkeit nicht mehr an, wird sich einer Sonnenbrille bedient. Nun kann die Sonneneinwirkung auch sehr stark und belastend sein, z.B. in den Bergen. In diesem Fall hilft dann nur noch eine Gletscherbrille der höchsten Kategorie, welche kaum noch Licht durchlässt und so das Auge ausreichend schützt, denn Schneeblindheit ist nicht zu unterschätzen.

Viele dieser Gletscherbrillen sind außerdem noch polarisiert. Dieser Schutz dient im direkten Sinne nicht den Augen, sondern vielmehr einer gewissen Sicherheit in den Bergen bei unterschiedlichen Aktivitäten, da die polarisierenden Brillen den Kontrast, welchen wir wahrnehmen erhöhen.

Über welche Effekte verfügt eine polarisierte Brille?

Eine polarisierte Brille blockt das eintreffende Licht auf das Auge ab und verdunkelt es quasi. Allerdings ist dieser Effekt nicht so überragend, wie man eventuell erwartet. Es hängt damit zusammen, dass unsere Helligkeits-Wahrnehmung nicht linear ist. Was so viel bedeutet: Halbiert sich die Menge an Licht, welches auf das Auge trifft, kommt es einen nicht so vor, als wäre es nur noch halb so hell. Dieser Zustand hat etwas mit dem Aufbau der Augen zu tun. Mit dem menschlichen Auge lassen sich Helligkeitsunterschiede im Dunkeln wesentlich klarer und besser erkennen als im Hellen.

Kontrastreiche Sicht mit einer polarisierten Brille

Wichtiger als im Dunkeln zu sehen, ist der Kontrast welchen wir mit einer polarisierten Sonnenbrille erreichen, denn mit ihr nehmen wir die Kontraste optimal auf. Vorstellen kann man es sich am besten, indem man sich den klassischen Zweck im Einsatz mit einer polarisierenden Sonnenbrille vorstellt. Das geht sehr gut auf einer Gletschertour. Oben scheint grell die Sonne und trifft direkt auf die Augen, im selben Moment scheint die Sonne auch auf den Boden und reflektiert von dort aus. Klar ist, dass der Anteil des reflektierenden Lichtes von der Polarisation des Lichtes abhängt, aber auch vom Material des Bodens (mehr Licht als Schnee absorbiert Stein und ist deswegen auch dunkler) und vom Einstrahlwinkel des Lichtes, mit dem es auf den Boden trifft.

Baut sich vor dem Wanderer eine vom Schnee bedeckte Stufe auf, so verfügt das von den Ebenen reflektierte Licht über eine andere Polarisation, als das von der Schrägen reflektierte Licht. Diese verschiedenen Polarisationen werden von der Brille unterschiedlich stark gefiltert. In der Folge nimmt der Wanderer diese Zonen unterschiedlich hell wahr. Somit erscheint die Stufe klarer als ohne Brille mit Polarisation oder einer Sonnenbrille die nur abdunkelt. Selbst mit einer solchen Brille erkenne ich zwar die Stufe, nur der Anteil an Licht welcher nicht durchgelassen wird, ist für alle Zonen gleich.

Eine Polarisationsbrille sorgt zusätzlich noch für eine gewisse unterschiedliche Abdunkelung je nach Einfallwinkel des Lichtes.

Nicht nur in den Bergen, selbst auf einem See besitzt die polarisierte Brille einen großen Nutzen. Das an der Oberfläche des Wassers reflektierte Licht wird von ihr unterschiedlich abgefiltert. Ein Grund, warum man die Wellen so besser wahrnehmen kann. Dort wo Spiegelungen differenziert zur Geltung kommen, genießen Polarisationsbrillen einen Vorteil. Sie sind somit für den Einsatz bei Wanderungen in den Bergen als auch bei Wanderungen am Wasser bestens geeignet.

Ob man diese Art Brillen allgemein braucht, sei einmal dahingestellt, aber als Gletscherbrille ist eine polarisierte Brille auf jeden Fall eine nützliche Bereicherung. Hier noch eine kleine Bemerkung: Die Polarisation des Lichtes zu erkennen, ist nicht Aufgabe unserer Augen, denn dafür sind sie nicht gebaut.

Vorteile polarisierender Brillengläser beim Wandern

Polarisierende Gläser sind so konstruiert, dass keine Lichtreflexe eindringen können, wie es zum Beispiel auf Glas, Metalloberflächen oder auch auf nassen Wanderwegen vorkommen kann. Das hat zur Folge: Die Augen ermüden nicht so schnell, weil sie sich nicht auf die permanent wechselnden Lichtverhältnisse dauernd einstellen müssen.

Wie funktionieren die Brillengläser?

Durch den Einsatz polarisierender Brillengläser kann eine Blendung vermieden werden. Die Firma TOPGLAS arbeitet zu diesem Zweck eine Polarisationsfolie aus parallelen langen Molekülsträngen in die Brillengläser ein. Es wird so ein enges Gitternetz geschaffen, welches nur Lichtwellen in einer bestimmten Richtung zulässt. Blendende und horizontale Strahlungen werden blockiert. Im Prinzip wird die Wirkung von Korrekturgläsern durch die polarisierenden Gläser verstärkt, weil sie für eine verbesserte Sehschärfe sorgen. Das gelingt mit keinem anderen Brillenglas.

Bildnachweis: Von Andy HYD [Lizenz] via Unsplash


Dieser Artikel ist im Ressort Wanderratgeber erschienen.
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