„Beweg Dich – und lass Dich bewegen!“: Faszien auf den Fersen


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Eine Bewegung zu vollziehen, ist immer besser, als keine Bewegung zu tun. Das gilt zumindest für die positiven Dinge wie beim Sport. Wir sind auf Bewegung angelegt. Stattdessen klemmen wir hinter Schreibtischen, sind in Produktionsprozesse eingespannt und im Korsett mancher Regeln, die uns auferlegt werden. Da gilt es hin und wieder auszubrechen, für die eigene Balance im Leben. Bei jeder sportlichen Bewegung ist es wie mit so manchem, dass wir verbessern wollen: der erste Schritt scheint der größte – und wenn es dann mal läuft, dann läuft’s.

Als Wandernde wissen wir um den positiven Effekt der Bewegung in der Natur. Man ist da, präsent, die Sinne sind wach, erfahren das Glück des Vorankommens und Entdeckens, spüren unsere Energie. Ja, und wenn wir es übertrieben haben, spüren wir auch, dass wir leben, durch Muskelkater zum Beispiel. Gerade am Beginn einer Verhaltensänderung werden wir zurückgeworfen.

Wer kennt das nicht? Es packt dich und jetzt willst du in die Südtiroler Berge zu Ötzi oder zur spirituellen Erweiterung auf den mittelalterlichen Pilgerweg des Bonifatius. Völlig Ungewohntes erwartet dich, aber nun – genau deswegen willst du es ja. Und dann, nach dem ersten 8-Stunden-Wandertag oder am Tisenjoch in den Ötztaler Alpen packt dich ein Schmerz von Überlastung und zwingt dich zum Umkehren oder Pausieren. Dumm gelaufen, wenn man so will.

Dennoch, rufen wir uns in Erinnerung: Born to walk! Das heißt für uns schon in der Vor- und Nachbereitung der Wandertour oder jedweder anderen Freizeitaktivität, die unseren Bewegungsapparat anspricht: Es braucht einen hilfreichen Plan, das Ziel zu erreichen und nützliche Dinge, die uns dabei unterstützen. In unserem Wander-Magazin haben wir schon einige Tipps gegeben, zu Wanderutensilien oder Wanderfitness. Jetzt werfen wir einen Blick auf die Matrix, die uns zusammenhält, für Stabilität sorgt und gleichwohl auch für reibungslose Beweglichkeit zuständig ist:

Den Faszien auf den Fersen

Faszien ist dem lateinischen fascia entlehnt, was mit Band oder Bandage übersetzt werden kann. Unser Körper ist von drei Schichten (oberflächlich, tief, viszeral) dieses dreidimensionalen Geflechtes durchzogen. Jede Schicht hat eine andere Aufgabe: mal stabilisierend und fest, mal dehnbar und geschmeidig. Das Geflecht erhält uns aufrecht und die Organe am Platz. Es gibt die kollagenen Fasern mit hoher Zugfestigkeit und die elastischen Fasern, die sich bis auf das doppelte ausdehnen können. Die Faszien der oberen Schicht sind unter der Haut und wirken auch wie ein Kommunikationssystem, geben Impulse weiter und sie schützen unseren Körper. Die tiefe Schicht ist kollagenhaltiger, umschließt und durchdringt Muskeln, Sehnen, Bänder, Gelenke. All das, was uns nach ungewohnter Überlastung zu schaffen macht. Die viszerale Schicht umschließt die lebenswichtigen Organe, wie Gehirn, Herz, Lunge zum Beispiel. Die Faszien sind quasi überall und wenn wir unter starker Spannung stehen, zu wenig oder einseitige Bewegungen haben, hat das Auswirkungen auf unser Wohlbefinden.

Es gilt wie so oft Leben: Harmonie im System hilft Leid vermeiden. Faszien ansteuern als Warm-up bereitet den Körper vor, Faszien entspannen durch Dehnen unterstützt die Regeneration. Wer keinen privaten Masseur an der Hand hat, kann sich mit Faszienrollen zur Muskelentspannung verhelfen. Die gibt es auch zur Vorbeugung und Linderung bei Problemen mit der Ferse wie beim Fersensporn zum Beispiel.

Gezieltes Faszientraining mit Zug und Druck verhilft zu mehr Geschmeidigkeit, löst Verklebungen, regt die Durchblutung an, fördert den Lymphfluss und anderes mehr. Schließlich hilft es zu regenerieren, kann Schmerz lindern und degenerativen Prozessen entgegenwirken.

Wichtig ist für uns aber auch zu wissen: Nicht einfach irgendwas ins Blaue machen bei Verletzungen oder Schmerzen. Bei gesundheitlichen Problemen wäre die erste richtige Bewegung, die Wanderung zu einem Arzt.

Bildnachweis: Von Hennadii Hryshyn [Lizenz] via Unsplash


Dieser Artikel ist im Ressort Wanderratgeber erschienen.
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