Oberkirchen (Schmallenberg)


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Der kleine Ort Oberkirchen östlich von Schmallenberg ist ein schönes Beispiel für die Fachwerk-Architektur im Hochsauerland. Oberkirchen liegt an einer Lenneschleife, im Tal zu Füßen von Hardt (659m), Hirschberg (650m) und Lingelscheid (583m), wo Waldsiepen und Lüttmecke in die Lenne münden. 1275 wird Oberkirchen erstmals urkundlich erwähnt. Genau 700 Jahre später, 1975, wird der Ort gemeinsam mit zahlreichen weiteren nach Schmallenberg eingemeindet. Im Ort finden sich zahlreiche schmucke Fachwerkhäuser, allen voran die beiden Gasthöfe Schauerte und Schütte.

Wenn auch all die schönen Fachwerkhäuser die Blicke auf sich ziehen, so sollte man doch den Besuch in der katholischen Pfarrkirche St. Gertrud nicht versäumen. Sie entstand 1665-66 und ersetzte einen romanischen Vorgängerbau. St. Gertrud zeigt eindeutig barocken Stil, auch die Inneneinrichtung ist barock und stammt größtenteils aus dem Erbauungszeitraum. Prächtig anzusehen sind der Hochaltar von 1668 und die Kanzel von 1673. Beide zeigen nicht nur die Kunstfertigkeit ihrer Schöpfer, der Gebrüder Sasse aus Attendorn, sondern auch die Finanzkraft des Stifters Friedrich von Fürstenberg. Dessen Wappen ist nicht nur über dem Südportal zu finden, sondern ist wie damals üblich praktisch allgegenwärtig in der Kirche.

Ebenfalls sehenswert ist die Lennemühle Gilsbach in der Alten Poststraße. Die Wassermühle stammt aus dem Jahr 1826, ist insgesamt sehr gut erhalten. Die Mühleneinrichtung, bestehend aus zwei Walzenstühlen und Steingang, ist noch vollständig erhalten. Zwei Turbinen erzeugen aus der Wasserkraft Energie für den gastronomischen Betrieb, der die Mühle heute nutzt.

Dass Oberkirchen im Herzogtum Westfalen ein Gerichtsort war, der heute den Historikern gut bekannt ist, ist einer eher unrühmlichen Epoche zu verdanken. Die kompletten Protokolle der Hexenprozesse des Jahres 1630 sind erhalten. Nicht nur Frauen waren damals der Hexerei bezichtigt worden, auch Männer gestanden unter der Folter, Hexenmeister zu sein, und selbst vor der Folterung von Kindern machte man nicht halt. Wer beschuldigt wurde, hatte kaum eine Chance, diesem Apparat lebendig zu entkommen: Allein im Herzogtum Westfalen sind rund tausend Hinrichtungen nach Hexenprozessen nachweisbar - doppelt so viele wie in ganz England.

An diese Zeit erinnert bis heute der Hexenplatz in Oberkirchen. Auf Tafeln erfährt man mehr über diese dunkle Zeit und über den bekannten Fall der Christine Teipel. Sie war ein 9-jähriges Kind, das damals gefoltert und hingerichtet worden war, eines von 75 Opfern der Prozesse in Oberkirchen.

Wer genau auf seine Wanderkarte schaut, kann dort westlich des Ortskerns auch heute noch die Namen Pütte und Galgenstätte entdecken. Mehrere Wanderwege führen hier entlang. Die Pütte war einst der Richtplatz, an dem Urteile gefällt wurden. Man kann sich unschwer ausmalen, was an der Galgenstätte vor sich ging. Noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts hatte das Gericht Oberkirchen das Recht, Todesurteile zu vollstrecken.

Noch ein Stück dunkler Geschichte ist zwischen Oberkirchen und Inderlenne zu finden: die schwarze Fabrik. Zum Glück ging und geht es dort aber deutlich weniger grauselig zu, die Bezeichnung schwarz bezieht sich hier in der Tat nur auf die Farbe. 1878 begann man hier, die Holzkohle zu verarbeiten, die in den umliegenden Wäldern produziert worden war. Kohlepulver, Briketts und Grillkohle entstanden dabei. Seit 1974 ist in den Gebäuden eine Kunstschmiede eingerichtet, und in den Sommermonaten kann man sich im Café eine Rast auf der Wanderung gönnen.


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