Heroes Walk: Auf David Bowies Spuren durch Berlin


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Länge: 10.33km
Gehzeit: 02:16h
Anspruch: leicht
Wegzustand: gut
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Höhenprofil und Infos

David Bowie gehörte zu den einflussreichsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Nach den Erfolgen als Ziggy Stardust und als Thin White Duke, verbrachte David Bowie von 1976 an knapp drei Jahre in Berlin und produzierte hier u.a. seinen Welterfolg „Heroes“ – eine für seine Verhältnisse fast schon kitschige Geschichte zweier Liebender, die sich an der Berliner Mauer küssen und deren Gefühle mächtiger sind, als die Kugeln, die ihnen um die Ohren fliegen: „And the shame, was on the other side. Oh we can beat them, forever and ever. Then we could be heroes, just for one day.“

Wer ein wenig an diese Zeit erinnert sein möchte, kann diesem Spaziergang folgen, der einige markante Stationen der Berliner Zeit David Bowies verbindet. Wir starten an der S-Bahn Station Julius-Leber-Brücke in Schöneberg, die von der S 1 (vom Wannsee über Potsdamer Platz und Friedrichstraße nach Oranienburg). Vom Bahnhof hält man sich in nördliche Richtung durch eine winzige Grünanlage hinauf in die Helmstraße, die zur Hauptstraße führt.

Hier in der Hauptstraße, Nummer 155, wohnte David Bowie von 1976-78. Er im Vorderhaus, sieben Zimmer Altbau. Im Hinterhaus sein Kumpel Iggy Pop (vorher Untermieter von Bowie, aber nachdem Iggy mehrmals den Kühlschrank geräubert haben soll, musste er sich einen eigenen Kühlschrank und die vier Wände darum besorgen). Das Haus in Schöneberg ist unscheinbar und war es auch schon in den 1970ern. Ideal, um als heroinsüchtiger Star in die normale Welt einzutauchen.

Wir folgen der Hauptstraße bis zur nächsten Kreuzung, biegen hier links in die Grunewaldstraße und queren diese, um in den Kleistpark zu kommen. Der Kleistpark wurde bereits im 18. Jahrhundert angelegt und war der erste Botanische Garten in Berlin.

1909-13 entstand im Kleistpark der Bau, in dem unter den Nazis Volksgerichtshofschreier Roland Freisler die Attentäter vom 20. Juli 1944 beschimpfte, wo ab 1945 der Allierte Kontrollrat als oberste Regierungsbehörde Deutschlands seinen Sitz hatte und wo seit 1997 wieder das Berliner Kammergericht tagt – Deutschlands dienstältestes Gericht übrigens – das seit 1486 ohne Unterbrechung in Amt und Würden ist.

Am Kammergericht halten wir uns links und spazieren durch die Barbarossastraße vor bis zur Münchener Straße. Hier biegen wir rechts ab und gehen durchs Bayerische Viertel hoch zum Viktoria-Luise-Platz (hier wohnte der junge Billy Wilder zu Beginn seiner Karriere). Vom Viktoria-Luise-Platz geht es durch die Welserstraße hoch und man kommt zwei Blocks weiter auf die Fuggerstraße.

In der Fuggerstraße unterhielt 1974-83 Romy Haag den Nachtclub Chez Romy Haag, wo sich nicht nur David Bowie mit seiner transsexuellen Geliebten die Nacht um die Ohren schlug, sondern sich Stars von Weltgeltung die Klinke gaben: Freddy Mercury, Tina Turner, die Stones: Im Chez Romy waren sie alle.

An der Lietzenburger Straße hält man sich dann links und geht über die Augsburger Straße in die Nürnberger Straße. Hier öffnete 1978 der Dschungel, damals Berlins coolster Club und gedacht als Gegenstück zum legendären Studio 54 in New York. Im Dschungel machten nicht nur David Bowie und Iggy Pop Party, sondern später auch Prince, Zappa, Depeche Mode, Barbra Streisand and so on. Wie sangen Ideal 1980 doch so treffend über den Dschungel: „Die Tanzfläche kocht, hier trifft sich die Scene, ich fühl mich gut, ich steh auf Berlin!“

Am Ende der Nürnberger Straße treffen wir auf die Tauentzienstraße und halten uns hier rechts zum KaDeWe, dem größten Warenhaus Kontinentaleuropas. Bowie kaufte hier während seiner Berliner Zeit in der Feinkostetage seine spärliche Kost – und erinnert in seinem 2013er Song "Where Are We Now" an den Konsumtempel: „A man lost in time near KaDeWe just walking the dead“.

Wir kommen zum Wittenbergplatz und passieren hier die Straße, um durch die Bayreuther Straße zur Kurfürstenstraße zu gehen. Der Kurfürstenstraße folgen wir nach rechts. In Hausnummer 58 findet sich das Café Einstein, eines der ersten Adressen Wiener Kaffeehauskultur in Berlin. Das 1979 eröffnete Café Einstein Stammhaus wurde auch gerne von David Bowie besucht und ist bis heute ein gechillter Ort für Künstler jeder Coleur– die es ab und an auch auf die erste Etage zieht, wo die Bar Lebensstern 1500 verschiedene Sorten Hochprozentiges (darunter allein 600 Rums und 150 Gins) anbietet.

An der Zwölf-Apostel-Kirche (1871-74 erbaut) hält man sich rechts und geht durch die Else-Lasker-Schüler-Straße zum Nollendorfplatz. Hier haben sich 1942 Altbundeskanzler Helmut Schmidt und seine Loki verlobt. Später wurde im 1905-06 erbauten Neuen Schauspielhaus ein Kino eingerichtet und dann 1977 die Diskothek Metropol eröffnet. Hier begleitete Bowie seinen Freund Iggy Pop öfters am Keyboard. Versteckt hinter der Bühne, um Iggy nicht die Show zu stehlen.

Wir gehen auf den Winterfeldtplatz zu, einer beliebten Kneipen- und Café-Meile, die mittwochs und samstags auch Schauplatz von Berlins größtem Wochenmarkt ist. Hier biegen wir links in die Winterfeldtstraße und gehen durch bis zum Dennewitzplatz. Hier steht die 1891-94 erbaute Lutherkirche, Sitz der American Church in Berlin.

Durch den Nelly-Sachs-Park kommt man in den Park am Gleisdreieck und spaziert durch diesen hinauf zum Landwehrkanal. Nachdem dieser passiert ist, kommt man über die Linkstraße zur Bernburger Treppe, über die man in die Köthener Straße gelangt. Hier in der Hausnummer 38 wurde 1910-13 ein 236qm großer Kammermusiksaal erbaut, der sogenannte Meistersaal.

Im Meistersaal wurde das „Heroes“-Album eingespielt, produziert von Brian Eno (Roxy Music), koproduziert von Tony Visconti (T Rex), mit kongenialer Unterstützung des Gitarristen Robert Fripp (King Crimson). Bowie nannte den Meistersaal, der seinerzeit von den Hansa-Studios angemietet war, liebevoll „the big hall by the wall“ und radelte die Strecke von seiner Wohnung in Schöneberg bis hier an den Rand der Mauer oft. Später nahm Brian Eno im Meistersaal übrigens auch wichtige Teil des U2-Meisterwerks „Achtung Baby“ auf.

Am Ende der Köthener Straße trifft man auf die Stresemannstraße und folgt dieser nach links zum Potsdamer Platz. Hinter dem Potsdamer Platz knickt man nach links und geht durch die Auguste-Hauschner-Straße in den Tiergarten. Nach einigen Metern steht man vor dem Brandenburger Tor, dem Wahrzeichen Berlins und einer der bekanntesten Landmarks Deutschlands.

Hinter dem Brandenburger Tor schließlich erreicht man den Reichtstag. Vor dem Reichstag trat David Bowie 1987 zur 750-Jahr-Feier Berlins auf uns sang „Heroes“ direkt vor der Mauer, für die Ohren der DDR. Hier beenden wir unsere kleine Erinnerungstour. Vom Reichtstag kann man entweder in die U-Bahn Station Bundestag einsteigen und eine Station bis zum Halt „Brandenburger Tor“ fahren oder direkt zum S-Bahnhof Brandenburger Tor zurücklaufen. Die S 1 fährt über den Bahnhof Brandenburger Tor wieder zurück zur Julius-Leber-Brücke in Schöneberg.


Bildnachweis: By Photobra|Adam Bielawski (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons

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