Nachtwanderungen: Was sie ausmacht und wie man sich am besten vorbereitet


(+) vergrößern
Artikelbild

Es ist eine Herausforderung für Körper, Geist und Seele und noch dazu fürs Schulen des vielleicht höchst empfindlichen und gereizten Nervenkostüm. Denn Nachtwanderungen können alles andere als ruhig und gelassen sein und dennoch lassen sie alle Sorgen des Tages schnell verschwinden und plötzlich begibt man sich in eine ganz andere, neu entdeckte Welt der Stille. Wer des nachts wandert und die besondere Atmosphäre in der Dunkelheit draußen erleben möchte, benötigt vor allem eine gute Ausstattung und einen recht guten Orientierungssinn. Denn je nachdem wo man sich aufhält und welche Pfade man in absoluter Dunkelheit begehen möchte, ist dies ungemein wichtig.

Sicherlich kann man alles mit einem grellen Helmlicht ausleuchten, doch der eigentliche Kick einer Nachtwanderung ist, dass man sich selbst in tiefschwarzer Nacht dennoch zurechtfinden kann. Der Reiz einer Nachtwanderung liegt in ihrer Besonderheit an sich, dass eben nichts mehr so scheint, wie man es bei Tageslicht kennt. Und dass dabei unsere Sinne wieder geschärft werden. In wohl kaum einer anderen Situation im Leben spitzen wir so sehr unsere Ohren und lauschen jedem Geräusch so intensiv, blicken mit geschärften Blicken in die Umgebung, wie bei Nachtwanderungen.

Die passende Ausrüstung macht den Unterschied

Wer sich einfach so einmal in der Nacht aufmachen möchte und völlig unvorbereitet durch unwegsames Gebiet wandert, muss sich nicht wundern, wenn er schnell zum Stocken und Stolpern kommt. Das Ganze kann dann richtig gefährlich werden und nicht selten ergibt sich bei diesen unüberlegten Wanderungen die ein oder andere schwerwiegende Blessur. Auch sind falsche Bekleidung und vor allem schlechtes Schuhwerk mit ein Grund dafür, dass dies wahrscheinlich die erste und letzte Nachtwanderung bleibt.

Die passende Ausrüstung für eine Nachtwanderung muss einfach sein. Schließlich nimmt man sich das Bergsteigen auch nicht mit Sandalen und Sonnenhut vor. Zunächst muss man bei einer Nachtwanderung immer bedenken, dass man sich ins schlafende Territorium der Tiere und der Natur begibt. Diese können nun mal nur in der Nacht zur Ruhe kommen und Energien auftanken. Alles also ganz gemach und vor allem still und leise tun, wenn man schon mitten in der Nacht umherwandert. Zur Ausrüstung gehören natürlich Outdoor Taschenlampen. Sie sollte nicht zu grell sein und wenn möglich nur in Notfall aus der Tasche gezogen werden. Helmlampen sind zwar praktisch, doch ihr Lichtkegel ist viel zu groß und meist auch weit. Und: Wenn man sie ausschaltet ist die Nacht vor Augen noch dunkler und schwärzer als je zuvor. Also, am besten die Lampe nur bei Bedarf anschalten.

Die Bekleidung sollte wetterfest sein und auch wasserdicht, denn Regen und Feuchtigkeit können sich immer des nachts einstellen. Je nach Witterung und Jahreszeit auch warme Unterwäsche tragen, die Feuchtigkeit gut aufnehmen kann. Das Schuhwerk zum Wandern ist eine Wissenschaft für sich und die Schuhe sollten auf jeden Fall schon vor der Wanderungen mehrfach getragen sein. Ansonsten hat man schnell einmal Blasenbildungen im Fersenbereich. Und das kann schon das Aus für eine weitere Wanderung oder Fortsetzung der Wanderung sein. Das Handy sollte immer mit an Bord sein, denn man weiß nie was passieren kann. Ein kleine Umknicken mit dem Fuß über eine Baumwurzel kann schon stark schmerzhaft sein und den Fuß ausschalten. Oder auch ein Sturz mit etlichen Blessuren kann immer und zu jeder Zeit vorkommen.

Der besondere Reiz der Nachtwanderung

Die Stille der Nacht und das völlig andere Antlitz einer Umgebung, die man womöglich am Tag wie seine Westentasche kennt. Dazu die vielen einzigartigen Geräusche der Nacht deuten und lesen zu können. Ein Abenteuer wie großartiges Erlebnis zugleich, welches man so schnell nicht wieder vergisst.

Besonders die Nachtwanderungen durch Wälder und Parks können richtig spannend und erlebnisreich sein. Denn hier sind tierische Geräusche vorprogrammiert. Da sind dann das Rascheln und Wuseln im Laub und auf den Bäumen besonders und selbst das Hüpfen eines Frosches auf dem Waldboden wird von unseren auf hochsensibel geschalteten Ohren aufgenommen. Die Geräuschkulisse in der Nacht wird von uns generell als überdimensional aufgenommen und wahrgenommen. Das kommt als Nervenkitzel bei Nachtwanderungen noch oben drauf. Meistens handelt es sich dabei aber nur um kleine Wildtiere, wie Frösche oder auch das Treiben der Nachtvögel. Wer aber dennoch dann einmal einem Wildschwein in der Nacht begegnet, kann vor Anspannung und Nervenkitzel kaum atmen. Meist gehen diese Begegnungen völlig harmlos aus, doch man sollte dennoch auf der Hut sein. Schließlich ist der Mensch, der des nachts umherwandert der Fremdling und Eindringling und wird auch als solches von der Tierwelt wahrgenommen und eingestuft.

Bildnachweis von: Ryan Hutton [Lizenz] via Unsplash


Dieser Artikel ist im Ressort Wanderratgeber erschienen.
ivw
Die Wandertour wurde zu Deiner Merkliste hinzugefügt