Erbach (Rheingau)


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Der zweitgrößte Stadtteil von Eltville am Rhein ist das rheinabwärts gelegene Erbach. Erbach ist nicht nur durch seine Spitzenweine bekannt – Stichwort Erbacher Marcobrunn – sondern auch als Anbaugebiet für Erdbeeren. Diesem Umstand trägt das weithin beliebte Erdbeerfest Rechnung, das jährlich am dritten Wochenende im Juni stattfindet und Tausende von Besucher in das Weindorf lockt, um Erdbeerbowle, Erdbeerkuchen und natürlich einen guten Riesling zu goutieren.

Am westlichen Ortseingang von Hattenheim kommend steht oberhalb von Schloss Reinhartshausen die katholische Pfarrkirche St. Markus, die im späten 15. Jahrhundert als dreischiffige Hallenkirche gebaut wurde. 1721-23 wurde die Markuskirche verlängert, indem zwei Joche angefügt wurden. Dann folgte 1727-28 der Anbau des Chors. Die Erbacher Markuskirche ist ein gutes Beispiel für das Weiterbestehen der Nachgotik bis in den Spätbarock. Auf dem zur Kirche gehörenden Friedhof befindet sich eine Kreuzigungsgruppe des Mainzer Bildhauers Hans Backoffen.

Am anderen Ende von Erbach, in der Sudetenstraße, steht die evangelische Johanneskirche. Der neugotische Bau wurde 1861-65 als erste evangelische Kirche im Rheingauer Weinland errichtet. Stifterin war Marianne von Oranien-Nassau, die auf Schloss Reinhartshausen wohnte und dort ihren erst 12jährigen Sohn Johann Wilhelm verlor. Zu seinem Gedenken wurde die Kirche aus Backstein, Sandstein und Terrakotta errichtet. Um den Charakter einer Trauerkirche hervorzuheben, verzichtete man auf die ursprünglich geplanten Chorfenster, die erst später – 1890 – eingesetzt wurden. Sehens- und hörenwert ist die Voigt-Orgel von 1863, die mit ihren 18 Registern zu den frühromantischen Orgeln zählt. Die Erbacher Orgel wurde 2007 wieder in ihren Originalzustand versetzt und ist heute in ihrer ganzen Klangfülle zu erleben.

Oberhalb von Erbach liegt heute das Vitos Rheingau, hervorgegangen aus der 1815 auf Kloster Eberbach eingerichteten Irrenanstalt, die 1849 zum Bau der Heil- und Pflegeanstalt Eichberg in Erbach führte. Im Dritten Reich wurden in der Eichbergklinik über 4.000 Menschen durch das medizinische Personal getötet und viele mehr in die Tötungsanstalt in Hadamar verbracht. Ein kleines Denkmal erinnert an dieses dunkle Kapitel deutscher und medizinischer Geschichte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Klinik Eichberg den Betrieb wieder auf. 1993 wurde das Kulturzentrum Eichberg, kurz KuZ, eröffnet, um Patienten und Bevölkerung zusammen zu bringen. Mittlerweile ist das KuZ ein fester Teil des Kulturbetriebs im Rheingau und erstellt jedes Jahr ein Programm mit eigenem Musik- und Kleinkunstprogramm und betreibt ein kleines Kino.

Aus Erbach – natürlich von einem Weingut – stammt Franz Josef Jung, der als Bundesminister mit der kürzesten Dienstzeit in die jüngere Geschichte einging. Nach 33 Tagen als Arbeitsminister unter Kanzlerin Angela Merkel musste er aufgrund der Kunduzaffäre sein Amt niederlegen.


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