Leutesdorf


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Im Jahr 588 n.Chr. begibt sich Venantius Fortunatus – der erste bekannte Dichter des Mittelalters – zusammen mit dem Frankenkönig Childerich II. auf eine Schifffahrt von Metz nach Andernach, die er in dem Reisebericht De navigio suo beschreibt. Zum Ende der Reise sieht er gegenüber von Andernach, im heutigen Leutesdorf, reiche Weinberge und glückliche Fische im Wasser hüpfen.

Schon diese erste Erwähnung legt nahe: Leutesdorf ist ein Weindorf, und zwar das größte und älteste am unteren Mittelrhein mit rund 1 Mio. Rebstöcken. In Leutesdorf und im benachbarten Hammerstein arbeiten zusammen genommen mehr Winzer als am gesamten restlichen unteren Mittelrhein. Sie nennen sich in Anlehnung an den vorbeiziehenden Rheinsteig und aufgrund der steilen Anbaugebiete mit bis zu 70% Steigung auch Weinsteigwinzer. Leutesdorf ist rheinabwärts die letzte große Riesling-Bastion. Auf 45ha wird die Rebsorte, die als eine der besten Weißweinsorten gilt, angebaut.

Die Feste des Jahres stehen in Leutesdorf in enger Verbindung mit der langen Geschichte des Weinbaus. So laden die 15 Winzerbetriebe am Ostermontag traditionell zum Emmausgang, einer Weinwallfahrt, die nach einem Kirchgang in die zahlreichen Gaststuben des Orts führt. Höhepunkt ist alljährlich am zweiten Wochenende im September das Winzerfest. Drei Tage wird in weinseliger Stimmung gefeiert, bis am Sonntag der Höhepunkt mit dem Winzerzug durch Leutesdorf die Leute auf die Straßen führt.

Ein Rundgang durchs Dorf beginnt natürlich an der Rheinfront, die schon als malerische Kulisse für die Fernsehserie MS Franziska diente. Am Südende heißt die Rheinuferstraße August-Bungert-Allee. Hier steht das Bungerthaus, ein neuklassizistisches Haus, das Carmen Sylva alias Königin Elisabeth von Rumänien 1894 dem Komponisten August Bungert schenkte. Er vertonte viele ihrer Texte und galt zu seiner Zeit als zweiter Wagner.

In direkter Nachbarschaft liegt das 1609 errichtete Zolltor, das Wahrzeichen von Leutesdorf. In Leutesdorf wurde seit dem 14. Jahrhundert eine Zollstation betrieben und die Zöllner waren wohlhabende Leute, was sich auch in vier umliegenden Wohnhäusern zeigt, den so genannten Zöllnerhäusern.

Die Rheinfront wird in der Folge von vielen weiteren sehenswerten Fachwerkhäusern geziert, u.a. dem alten Zehnthof, der Zenn. Es schließt sich flußabwärts der Fronhof an, dem Leuteskirchen 868 seine erste urkundliche Erwähnung verdankt. Bis 1543 war der Fronhof das Verwaltungszentrum für die Rheinischen Güter der Fürstabtei Herford, dann kam er in den Besitz des Klosters Marienstatt und ab 1810 ist der Fronhof ein privates Weingut. Die heute noch erhaltene Bausubstanz umfasst den romanischen Palas aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, das spätgotische Vogtshaus (1501) und das mittelalterliche Kelterhaus (letzter Umbau 1559). Die ehemalige Zehntscheune wird seit 1987 als Galerie und Theaterraum genutzt.

Verlässt man am Fronhof die Rheinstraße und geht in den Ort, stößt man im Dorfkern auf die Pfarrkirche St. Laurentius. Der Kirchturm stammt noch aus dem 13. Jahrhundert. Der gotische Chorraum entstand um das Jahr 1450 und wird heute als Taufkapelle genutzt. Das Langhaus und den Chor erbaute der kurtrierische Hofbaumeister Paul Kurz von 1727-30. Die barocke Einrichtung der St. Laurentius Kirche stammt aus dieser Zeit. Bemerkenswert sind die Fresken, die zwischen 1200 und 1500 entstanden sind. Die Orgel wurde 1735 von Johann Michael Stumm erbaut.

Zurück am Rhein liegt direkt am Strom das vierstöckige Barockschloss Marienburg, das 1750-54 auf den Fundamenten der früheren Leutesdorfer Burg erbaut wurde. Der rechtwinklig an das Hauptgebäude angebaute Nordflügel mit Turm und ein weiteres getrennt stehendes Gebäude, bilden zusammen den hufeisenförmigen Innenhof. Im Oktober 1869 wurde die Burg an Carl Emil Blank, einen Schwager von Friedrich Engels, verkauft. Heute befinden sich in der Marienburg Wohnungen und im Nordflügel die Kaffee-Galerie Marienburg, in der regelmäßig Ausstellungen heimischer Künstler und Präsentationen der Leutesdorfer Weine stattfinden. In Leutesdorf wird die Marienburg auch Geisterburg genannt, weil hier seit dem Jahr 1700 ein Hausbewohner, der vom Teufel geholt und lebendigen Leibes in die Hölle geschleift wurde, sein Unwesen treibt.

Am nördlichen Ortsrand von Leutesdorf schließlich findet man die Kreuzkirche, die Ordenskirche der Johannesbruderschaft. Die Kreuzkirche wurde ab 1646 errichtet und 1680 geweiht. In der Krypta befindet sich eine Nachbildung der Grabeskirche in Jerusalem. Im gegenüberliegenden Christkönighaus hat die Johannesbruderschaft heute ihren Sitz. Die kleine Ölbersgkapelle ist die Grablege des Ordensgründers Johanns Haw. Weiter zum Rhein steht das Siechenkreuz. Es wurde im Pestjahr 1643 aufgestellt.

Oberhalb von Leutesdorf liegt der Langenbergskopf, der bereits 1935 als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde. Der Langenbergskopf ist einer der wenigen Stellen im Mittelrheintal, an denen die ursprüngliche Waldvegetation erhalten ist. So wie hier hat es vor Hunderten von Jahren überall in den Hängen des Rheintals ausgesehen. Fast auf dem Gipfel des Langenbergskopf liegt die Edmundhütte direkt am Rheinsteig. Von hier oben hat man einen guten Ausblick auf den Rhein und den Kaltwassergeysir auf dem gegenüberliegenden Namedyer Werth in Andernach.

Eine kurze Wanderung führt über den 2003 eingerichteten Lehrpfad Weinkul-Tour durch die Weinberge von Leutesdorf. 33 Schautafeln informieren auf der 3,2km langen Schlaufenwanderung über Flora, Fauna und Weinbau. Oberhalb der Weinberge liegen Streuobstwiesen, die der Apfelweg – ein Lehrpfad – erschließt.


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