Hinterlandswald


Der Rheingau war seit jeher ein Region, um die es sich zu kämpfen lohnte – Weinberge, Schiefer, Fischfang: eine lohnenswerte Mischung für denjenigen, der das Sagen hatte (und die Steuern eintrieb). Bis 1279 waren die Rheingrafen von Burg Rheinberg die Herren im Rheingau, dann übernahm Kurmainz die Besitztümer. Und die Mainzer wollten sicherstellen, dass ihre rechtsrheinischen Besitzungen nicht wieder abhanden kommen.

Daher wurde im 13. Jahrhundert das Rheingauer Gebück angelegt: eine Landwehr, die aus einem 50-60m breiten Streifen bestand, der mit Buchen und Eichen bewachsen war. Die Bäume wurden in wechselnder Höhe über dem Boden abgeschlagen und die neu ausgeschlagenen Zweige kreuz und quer zur Erde gebückt und untereinander verflochten. Dazwischen wuchsen dornige Sträucher – und fertig war die Grenzsicherung, die 600 Jahre Bestand haben sollte.

Das Rheingauer Gebück wurde mit der Zeit immer undurchlässiger. Nur vereinzelte bewehrte Tore wie die Mapper Schanze ermöglichten den Durchgang. Die Flanken waren durch ein gut ausgebautes Wegesystem verbunden, das die schnelle Truppenverlegung sicherstellte. Bau, Instandhaltung und Verteidigung oblag den auch militärisch geschulten und stets gerüsteten Männern des nächstgelegenen Ortes.

Der so eingeschlossene Rheingau wurde auch der Vorderwald genannt. Nördlich des Gebücks dagegen lag der Hinterlandswald, der nicht in Parzellen aufgeteilt, sondern allen Rheingauer Gemeinden gemeinsam gehörte. Wegen des unwegsamen Geländes wurde der Rheingauer Hinterlandswald vor allem als Waldweide und für das Köhlerhandwerk genutzt.

Der Kernbereich des Hinterlandswalds ist das Ernstbachtal. Der Ernstbach ist ein 13km langer Fluss, der nordwestlich vom Hof Mappen entspringt und dann westwärts der Wisper zufließt, die er an der Kammerburg erreicht.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Rheingauer Gebück nach und nach gerodet. In diesem Zuge kam es 1808-22 auch zu einer Aufteilung des Hinterlandswalds auf die einzelnen Gemeinden im Rheingau. Mit dem Ziel einer intensiven Waldbewirtschaftung wurde 1939 der Zweckverband Hinterlandswald gegründet. Zur besseren Erschließung der abgelegenen Waldgebiete legte der Reichsarbeitsdienst die 13 Kilometer lange Hinterlandswaldstraße an, die von Hausen vor der Höhe über Ober- und Niedergladbach ins Wispertal führt.

Außer der Hinterlandswaldstraße gibt es bis heute im gesamten Hinterlandswald keine asphaltierten Wege. Somit ist dieses Waldgebiet im Rheingau eines der größten, nicht durch befahrbare Wege zerschnittenes Rückzugsgebiet für Tiere – und natürlich auch für naturliebende Wanderer. Zu den selten gewordenen Waldbewohnern gehören etwa die Wildkatze, das Große Mausohr (Deutschlands größte Fledermausart) und die Gelbbauchunke.


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