Wandern mit dem Smartphone?


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Nicht jeder ist gewillt, gleich für den nächsten Ausflug ins Grüne ein eigens dafür entwickeltes und meist auch noch kostspieliges GPS-Gerät zu erwerben. Ein Smartphone dagegen ist in jedem Haushalt vorhanden. Warum also nicht einfach das Mobiltelefon als Navigationsgerät nutzen? Schließlich haben wir von Apple schon vor Jahren gelernt: Egal, was du brauchst – „there’s an app for that“.

In den letzten Jahren hat sich hier einiges getan. Es gibt kostenpflichtige Apps (z.B. von Outdooractive und Komoot) und es gibt sehr gute kostenfreie Apps. Hier empfehlen wir (weil wir es selbst nutzen) Osmand. Wenn man es über den F-Droid App Store bezieht, kostet es nichts und bringt alle Karten mit.

Dafür gibt’s doch ‘ne App

Osmand steht für OpenStreetMap Automated Navigation Directions. Es ist eine App für die mobile Navigation und für beide großen Betriebssysteme - Android und iOS - verfügbar. Osmand verwendet die Kartendaten des OpenStreetMap-Projektes (OSM) und macht diese für den Offline-Betrieb verfügbar. Damit klappt die Navigation auch in Gebieten mit fehlender oder eingeschränkter Internetverbindung, z. B. bei Wanderungen im Gebirge oder in entlegenen Gebieten.

Was uns an Osmand gut gefällt ist natürlich, dass die App die OpenStreetMap-Karten nutzt. Das ist unseres Erachtens das beste verfügbare Kartenmaterial, speziell auf unterster Detailebene, wie man sich für Wanderungen und Spaziergänge braucht.

Der zweite große Vorteil von Osmand ist der Preis: über F-Droid komplett kostenlost, über Google Play bezogen sind bei Osmand 10 Kaerten kostenfrei. Wer mehr braucht, kauft sich die Vollversion mit unbeschränkter Kartennutzung. Das kostet aktuell €11,99 – einmalig. Es gibt keine weiteren Kosten. Andere Anbieter sind da deutlich teurer, weil sie versuchen, ihre Kunden in ein Abomodell zu lotsen. Das kann dann 20 Dollar (Gaia GPS), 30 Euro (Outdooractive Pro, Alltrails Pro) oder 60 Euro (Komoot Premium) im Jahr kosten. Und das alle Jahre wieder.

Aber braucht man wirklich eine App?

Jeder zweite Deutsche sagt, dass er ab und an gerne wandert. Der mit Abstand größte Teil dieser Wanderungen findet allerdings nicht während eines Wanderurlaubs in den Bergen statt, sondern sind Tagesausflüge in der Region. Oft auf ausgeschilderten Wegen – wo man ohnehin keine große Navigation braucht. Oft in der Nähe von Ortschaften, so dass man im Zweifel auch mal schnell einfach eine Webseite öffnen kann.

Kostenfrei Wanderkarte direkt im Browser

Klar, auch in deutschen Mittelgebirgen gibt es viele Ecken, wo man sehr schlechten oder keinen Empfang hat. Aber – und da sprechen wir aus Erfahrung – meistens hat man eben doch Netz. Deshalb verzichten wir, mit wenigen Ausnahmen, bei unseren vielen Vorort-Erkundungen auf spezielle Apps und nutzen tatsächlich nur die Webseite, die im Browser geöffnet wird.

Solange es eine Verbindung gibt, funktioniert das wunderbar, denn was man bei einer schnellen Orientierung z.B. an einer Kreuzung bracht, ist ja nicht zwingend die gesamte Karte, sondern vor allem der Track und die Ortung, wo man sich gerade auf dem Track befindet. Das funktioniert unabhängig vom Mobilfunknetz über satellitengestützte GPS-Daten. D.h. auch in Wäldern und Schluchten funktioniert zwischen Waterkant und Alpenland die Outdoor-Navigation erstaunlich gut – ganz ohne App.

Unser Fazit: Wandern – nicht navigieren!

Tatsächlich denken wir, dass Apps bis auf wenige Ausnahmen (Hochgebirge, Extremwandertouren) sogar eher das Wandervergnügen eintrüben. Wenn wir unterwegs sind, sieht man immer wieder mal einen Wanderer, der mit dem Handy in der Hand und die Augen fest auf den Bildschirm gerichtet quasi durch wunderschöne Landschaften läuft und diese gar nicht genießen kann.

Deshalb ist unser Tipp: Wer nicht unter extremen Bedingungen wandern will, sondern vor allem eine schöne Zeit in der Natur genießen will, sollte sich vorher die Strecke gut anschauen und dann loslaufen und seiner Orientierung trauen. Wenn es dann doch einmal dazu kommt, dass man nicht weiß, ob man rechts oder links weitergehen sollte, einfach die Ortungsfunktion auf der Wanderatlas-Karte starten. Dann sieht man, wo man ist und in welche Richtung der Track weiterführt.


Dieser Artikel ist im Ressort Wanderratgeber erschienen.
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