Adorf (Diemelsee)


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Rund sechs Kilometer östlich des Diemelsees liegt Adorf, seines Zeichens größter Ortsteil und Verwaltungssitz der Gemeinde Diemelsee. Adorf liegt in einem Talkessel, in dem mehrere Bäche in die Rhene münden. Die Rhene ist ein 15km langer Zufluss der Diemel, der seinen Ursprung nahe dem Diemelseer Ortsteil Schweinsbühl hat. Zu den markanteren Erhebungen ringsum zählen Kahlenberg (441m) und Winsenberg (420m).

1120 taucht Adorf erstmals als Adorp in historischen Quellen auf. Aus dieser frühen Zeit stammt auch die evangelische St. Johannis Kirche. Sie entstand vermutlich gegen Ende des 12. Jahrhunderts als wuchtige Wehrkirche. Die Gewölbebasilika ohne Querschiff ist in drei Joche aufgeteilt. Zwei niedrige, schlichte Seitenschiffe komplettieren den Saal. Erwähnenswert im Inneren sind die Sakramentsnische im nahezu quadratischen Chor, die aus gotischer Zeit stammt, sowie der Altaraufsatz aus dem späten 17. Jahrhundert. Ein wenig älter ist die üppig mit Schnitzereien und Intarsienarbeiten geschmückte Kanzel aus dem Jahr 1610.

Zusammen mit Mauern und Türmen des befestigten Marktortes diente die Wehrkirche zum Schutz der Einwohner. Noch heute sind Reste einer Mauer mit Schießscharten zu sehen, die im 15. Jahrhundert entstanden war. Diese Schutzmaßnahmen hatte man aus gutem Grund ergriffen, schließlich verlief in der Region die Grenze zwischen Franken und Sachsen. Schon in der Epoche Karls des Großen hatten sich die Nachbarn hier immer wieder blutige Scharmützel geliefert.

Auch die Burg in der Ortsmitte sollte das Dorf schützen. Von der ehemaligen Wasserburg Adorf ist heute allerdings nicht mehr viel zu sehen. Nur noch Reste der Ringmauer sind im Ortskern sichtbar. Anfang des 19. Jahrhunderts hatte man die Gräben zugeschüttet, das eigentliche Burggebäude abgerissen und stattdessen ein Gutshaus erbaut. Von der etwas jüngeren Steffenburg, die kurz nach 1500 ganz in der Nähe errichtet wurde, ist heute leider gar nichts mehr zu sehen.

Folgt man der Rhene nach Norden aus Adorf hinaus Richtung Mühlenberg (423m), liegt rechterhand das Besucherbergwerk Grube Christiane. Es gehört zu den touristischen Highlights in Adorf. Der Erzbergbau in der Gemeinde Diemelsee hat eine über 800jährige Tradition. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Grube Christiane die größte ihrer Art in ganz Hessen.

In den Sommermonaten gibt es Führungen unter Tage auf einem etwas über einen Kilometer langen Weg, der teils auch für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen geeignet ist. Unterhalb des Förderturms ist zusätzlich ein 120qm großes Bergwerksmuseum eingerichtet, das über Geschichte und Geräte des Bergbaus informiert und diverse Gesteine und Mineralien zeigt.

Noch ein Stückchen weiter nördlich findet sich die Rote Klippe, auch Rosenschlösschen, Martenbergklippe oder Adorfer Klippe genannt. Es handelt sich dabei allerdings nicht um eine natürliche Klippe, sondern um eine ehemalige Eisenerzpinge, also eine dieser trichterförmigen Vertiefungen, die durch den Einsturz von Tiefbaugruben entstehen können. Ihren Namen hat sie von der roten Farbe, die das Gestein wegen des darin enthaltenen Eisenerzes hat. Das geschützte Naturdenkmal ist eindrucksvolle 8m hoch und lässt einen Blick in die Erdgeschichte zu, namentlich in die Zeit des Mittel- und Oberdevons vor rund 360 Millionen Jahren. Damals war hier Meeresboden, wie die zahlreichen eingeschlossenen Fossilien deutlich zeigen.

Sowohl die Rote Klippe als auch das Besucherbergwerk Christiane erreicht man bei einer Wanderung über den Natur- und Technikpfad Adorf, der in der Ortsmitte beginnt. Er führt auch an der größten Windkraftanlage Nordhessens vorbei, die bereits 1994 entstand. Um sich vorab gut zu informieren empfiehlt sich ein Besuch im GeoFoyer Adorf, das zum Nationalen Geopark Grenzwelten gehört und kostenfrei besucht werden kann.

Wer noch mehr Natur erleben möchte, der kann ans westliche Rhene-Ufer wechseln und den Mühlenberg erklimmen. Hier befindet sich das 33,5ha große Naturschutzgebiet am Mühlenberg, das fast vollständig von Wald bedeckt ist. Die Schluchtwälder haben sich perfekt an das geröllreiche Gelände angepasst. Und wer die Augen offen hält, kann vielleicht eine selten gewordene Bewohnerin dieses Waldes entdecken, die im Waldecker Land sonst nirgendwo vorkommt: die Linksgewundene Windelschnecke.


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